Corona verbreitet sich dort am schnellsten, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenwohnen. Das zeigt die Clusteranalyse, die Gesundheitsminister Anschober gestern präsentiert hat. In Einrichtungen wie Seniorenheimen aber auch Flüchtlingsunterkünften werden deshalb mittlerweile flächendeckend Tests durchgeführt. Gibt es hier positive Fälle, wird rasch interveniert, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Das haben vergangenes Wochenende auch rund 300 Asylwerber miterlebt.

Weil mehrere Bewohner positiv auf Covid-19 getestet wurden, musste ein Asyl-Quartier in Wien-Erdberg vergangenes Wochenende evakuiert werden. Gemeinsame Koch- und Waschräume machten eine zweiwöchige Quarantäne vor Ort unmöglich. Rund 300 Bewohner wurden deshalb noch Freitagnacht in der Wiener Messe unter Quarantäne gestellt. Hier steht seit mehreren Wochen ein Corona-Betreuungszentrum bereit. Die drei Hallen mit je 880 Betten waren eigentlich für Corona-Patienten gedacht.

Chaotische Ankunft 

Auf die kurzfristige Aufnahme von rund 300 Personen gleichzeitig war man in der Messe nicht vorbereitet. Kritik gab es vor allem wegen der chaotischen Zustände bei der Ankunft und der potentiellen Ansteckungsgefahr in der Halle. „Eine tickende Zeitbombe“ nannte ein mittlerweile gekündigter Zivildiener den Zustand in der Halle. „Grobe Mängel“, „Überforderung“ und „mangelnde Transparenz“ warf die Wiener Opposition dem roten Krisenmanagement der Stadt vor und will das Thema beim heutigen Gesundheits-Ausschuss auf den Tisch bringen. 

In der Messehalle A, wo jetzt 25 positiv getestete Personen betreut werden, laufe alles bestens, versichert eine medizinische Fachkraft. Probleme habe es in den letzten Tagen aber tatsächlich in Halle C gegeben, wo die rund 260 übrigen Kontaktpersonen untergebracht sind. Videos zeigen, dass Sicherheitsabstände nicht immer eingehalten wurden. Vor allem bei der Essensausgabe sei es zu Tumulten gekommen. Außerdem haben manche der Asylwerbern Vorerkrankungen, über die man sich erst einen Überblick verschaffen musste. „In den letzten Tagen waren wir nur damit beschäftigt, alle Personen zu erfassen und die benötigten Medikamente zu verteilen,“ berichtet eine medizinische Fachkraft. Insgesamt kümmern sich acht diplomierte Pflegekräfte und zwei Ärzte im Schichtbetrieb um die medizinische Versorgung der rund 300 Personen.

Lage ist unter Kontrolle

„Natürlich war die erste Übersiedlung sehr aufregend für alle Betroffenen,“ räumt Susanne Drapalik ein. Sie ist Chefärztin des Arbeiter-Samariterbundes, der für die Betreuung der Hallen zuständig ist. Mittlerweile habe sich die Lage aber beruhigt. Die Menschen würden verstehen, warum sie hier sind und auch Sozialarbeiter sind zur Unterstützung vor Ort. Was die Ansteckungsgefahr betrifft, appelliert man an die Eigenverantwortung der Asylwerber, den nötigen Abstand und Hygienemaßnahmen einzuhalten. Ausreichend Sanitäranlagen und Platz gibt es. Zudem werden regelmäßig neue Schutzmasken ausgeteilt, zwei Mal täglich wird Fieber gemessen und das Essen wird einzeln in die Kojen gebracht. „Die Situation ist dieselbe wie bei einer Quarantäne zu Hause, nur dass hier eben viel mehr Fläche zur Verfügung steht, um Abstand zu halten“ sagt Drapalik. Bei allen Personen wurde außerdem ein Mund-Nasen-Abstrich genommen. Weitere Testergebnisse lagen Mittwochabend noch nicht vor.