"Obwohl auch wir Häufungen von Krankheitsfällen in Alten- und Pflegeheimen sehen, haben wir das Besuchsverbot am Anfang dieser Woche aufgeweicht, weil Vereinsamung ein Thema ist", sagt Gesundheitsminister Anschober am Mittwoch bei einer Pressekonferenz: "Es geht um einen Kompromiss aus Sicherheit und Kontakt." Für den bevorstehenden Muttertag spricht Anschober konkrete Empfehlungen aus:

  • Auf der Website des Gesundheitsministeriuns gibt es Empfehlungen zu Hygiene, Distanz und Verhaltensregeln bei Besuchen im Pflege- und Altersheim. Diese müssen konsequent eingehalten werden.
  • Anschober empfiehlt, weiterhin den Kontakt auch über Telefon oder Videotelefonie zu pflegen.
  • Persönliche Treffen sollten möglichst im Freien stattfinden.
  • Wer einen Muttertagsausflug macht, sollte stark frequentierte Orte meiden. Das Risiko der Einschleppung sei dort zu groß und könnte für alle Bewohner gefährlich sein.

"Der Besuch bei den Großeltern ist zulässig", betont Anschober, "aber natürlich birgt jeder Kontakt zwischen den Generationen ein gewisses Risiko." Es sei wichtig, den Mindestabstand einzuhalten und auch einen Mund-Nasen-Schutz zur Unterstützung zu tragen.

Weniger Infizierte und Intensivpatienten

Die Lage der Corona-Erkrankungen entwickle sich nach wie vor gut. Die ersten Öffnungen vom 14. April haben sich auf die Verbreitung des Coronavirus in Österreich nicht stark ausgewirkt. In den letzten 24 Stunden gab es in Österreich 34 Neuerkrankungen und erstmals wieder weniger als 1.500 aktive Erkrankte. Heute müssen auch erstmals wieder weniger als 100 Menschen auf der Intensivstation behandelt werden. Anfang April gab es noch rund 100 aktiv Erkrankte in Österreich, heute sind es nur mehr 16.

Bei den Erkrankungen spiegelt sich die Alterspyramide Österreichs gut wider. Allerdings waren mehr als 88 Prozent aller Menschen, die an Covid gestorben sind, über 70 Jahre alt. Aus anderen Ländern wisse man, dass ein großer Anteil der Todesfälle in Pflegeheimen auftreten. In Kanada seien es etwa 62 Prozent. Davon ist Österreich weit entfernt. "In Österreich ist es uns durch das rasch eingeführte Besuchsverbot gelungen, die ältere Bevölkerung in den Heimen besser zu schützen", sagt Anschober. Es gäbe allerdings auch hier Häufungen bei Erkrankungen. 

Penible Rekonstruktion der Infektionsketten

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) analysiert täglich, wo es zu Häufungen von Ansteckungen kommt. "Schon fünf neue Fälle in kurzer Zeit an einem Ort sind für uns Anlass, der Infektionskette nachzugehen", sagt Daniela Schmid, Leiterin der Abteilung Surveillance und Infektionsepidemiologie der AGES.

In Alten- und Pflegeheimen werden deshalb flächendeckend Mitarbeiter und Bewohner getestet. 24.000 solcher Tests wurden bereits durchgeführt. Im Verdachtsvoll soll innerhalb von 24 Stunden getestet werden, innerhalb von weiteren 24 Stunden soll ein Ergebnis feststehen. Innerhalb der nächsten 24 Stunden sollen dann die Kontakte der letzten Tage genau analysiert werden.