Vom Bundeskanzler abwärts war der Jubel groß, als das Umweltbundesamt (UBA) im vergangenen Sommer in einer Vorabmeldung verkündete, dass Österreichs CO2-Emissionen 2018 um mehr als drei Prozent gesunken sind. Jetzt liegen die endgültigen Zahlen vor, und sie bestätigen, was Kritiker bereits damals eingewendet hatten: In der Substanz ging der Rückgang 2018 nicht auf klimapolitische Maßnahmen zurück, sondern beruht auf Zufälligkeiten. Entsprechend dürften die Emissionen 2019 wieder nach oben geklettert sein, wie die UBA-Experten errechnet haben.

Konkret hat Österreich 2018 insgesamt 79 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in die Atmosphäre geblasen. Das sind 3,7 Prozent weniger als im Jahr davor. Ein guter Teil davon (1,6 Millionen Tonnen) begründet sich aus dem Wartungsstillstand eines Voest-Hochofens. Weitere Faktoren: Der außergewöhnlich milde Winter senkte den Heizenergiebedarf, zudem lieferten die heimischen Gaskraftwerke preisbedingt weniger Strom ins Netz, der dafür aus dem Ausland importiert werden musste. Effekte, die 2019 größtenteils nicht mehr zum Tragen kamen, weshalb wieder mit einem Emissionsanstieg zu rechnen ist. Trendwende ist also keine in Sicht.

Keine falschen Signale mehr: Leonore Gewessler
Keine falschen Signale mehr: Leonore Gewessler © APA/HANS KLAUS TECHT

Insgesamt befindet sich Österreich trotz der leichten Emissionsdelle 2018 nicht auf jenem Zielkurs, den die Klimaziele für 2020 vorsehen würden. Die Zielerreichung steht auf Messers Schneide. Und das, obwohl das 2020er-Ziel für Österreich, wie es beim UBA heißt, ohnedies „nicht besonders ambitioniert“ ist.

Hauptverantwortlich für die Schieflage ist der Verkehrssektor, dessen CO2-Bilanz den Knick nach unten nicht mitgemacht hat und weiterhin wächst. So stiegen 2018 die Fahrleistungen der Pkw im Land um 3,4 Prozent, jene der Lkw und Busse um 5,5 Prozent. Seit 1990 explodierten die Emissionen auf Österreichs Straßen um fast 74 Prozent und kletterten zuletzt auf den Rekordwert von 23,9 Millionen Tonnen. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts, so sehen die internationalen Verpflichtungen vor, müssen es allerdings acht Millionen Tonnen weniger sein.

Aus Österreichs türkis-grünem Regierungsprogramm (Klimaneutralität bis 2040) leitet sich sogar ein noch wesentlich steilerer Reduktionspfad ab. „Aus diesem Grund dürfen wir beim Verkehr keine falschen Signale mehr setzen. Die Zahlen sind ein politischer Handlungsauftrag“, sagt Umweltministerin Leonore Gewessler (Die Grünen). Noch heuer sollen unter anderem Pendlerpauschale, NoVA und Dienstwagenbesteuerung nach ökologischen Kriterien adaptiert werden, der 140er auf einigen Autobahnabschnitten, der noch von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) stammt, wird demnächst Geschichte sein.