Sebastian Kurz wird - nach kurzem Zwischenspiel als jüngster Altkanzler - zum zweiten Mal jüngster Bundeskanzler Österreichs. Bei seiner ersten Angelobung 2017 war er mit 31 Jahren der jüngste Bundeskanzler, der je an die Macht kam. Und bei der zweiten Angelobung als Kanzler der nun vereinbarten türkis-grünen Koalition ist er immer noch weit jünger als der bisher jüngste Regierungschef Leopold Figl.

Denn Kurz wurde am 27. August 33 Jahre alt - und Parteikollege Leopold Figl war 1945 bei der Angelobung als erster Kanzler der Zweiten Republik 43 Jahre. Hielte sich Kurz bis zu diesem Alter, stünde er schon kurz vor der Kür zum "längst dienenden Kanzler" seit 1945.

Dies ist aktuell Bruno Kreisky (SPÖ), der von April 1970 bis Mai 1983 - etwas mehr als 13 Jahre - die SPÖ-Alleinregierungen anführte. Kreisky hatte allerdings schon wesentlich mehr Erfahrung gesammelt, als er Regierungschef wurde: Er wurde mit 59 zum ersten Mal angelobt.

Kreiskys Parteikollege Christian Kern landete mit Kurz' erster Angelobung als Chef der türkis-blauen Koalition am 18. Dezember 2017 am anderen Ende der Tabelle: Mit nur rund eineinhalb Jahren war er der Kanzler, der sich am kürzesten im Amt halten konnte. Diesen Titel trug vorübergehend Kurz, als er am 28. Mai 2019 nach dem Misstrauensvotum des Nationalrates - angesichts der "Ibiza-Affäre" - des Amtes enthoben wurde: Denn da war er erst 525 Tage im Amt.

Letztendlich wird aber Übergangs-Kanzlerin Brigitte Bierlein wohl auf die kürzeste Amtszeit kommen: Angelobt am 3. Juni wird sie keine eineinhalb Jahre im Amt bleiben bis Kurz wieder am Ballhausplatz einzieht - was voraussichtlich nach Zustimmung der Grünen Parteigremien Anfang nächster Woche der Fall sein wird.

Bezieht man auch "mit der Fortführung der Geschäfte" betraute Regierungschefs ein, trägt allerdings Hartwig Löger die rote Laterne: Der ÖVP-Finanzminister sprang nach Kurz' Amtsenthebung bis zur Angelobung der Beamtenregierung ein - und war nur sechs Tage, von 28. Mai bis 3. Juni, im Amt. Zwei Tage länger war ÖVP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner 2016 provisorischer Bundeskanzler: Als Werner Faymann zurücktrat, wurde er am 9. Mai 2016 mit der Fortführung der Geschäfte betraut - bis am 17. Mai Christian Kern angelobt wurde.