ÖVP und FPÖ würden sich gerne zurückbeamen in die türkis-blaue Koalition, aber seit dem Bekanntwerden des Ibiza-Videos ist viel Wasser die Donau hinuntergeflossen.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz will „den Weg der Veränderung fortsetzen“, mit der FPÖ, aber ohne Herbert Kickl.

FPÖ-Parteichef Norbert Hofer will die FPÖ wieder in die Regierung führen, und das geht nur mit der ÖVP. Notfalls ohne Kickl.

Der Vorteil der Neuauflage von Türkis-Blau für die ÖVP: Die FPÖ wäre ein viel willfährigerer Partner als etwa Grüne und Neos. Der Nachteil: Der neue, alte Kanzler Kurz wäre in Geiselhaft der FPÖ, denn ein zweites Mal könnte er die Koalition kaum platzen lassen.

Bis vor wenigen Tagen schien der neue FPÖ-Chef Norbert Hofer die Lage im Griff zu haben. Kampflächeln des Chefs, Zwei-Firmen-Strategie mit dem netten Hofer und dem kämpferischen Herbert Kickl, Versenkung des ehemaligen Parteichefs Heinz-Christian Strache im Nirwana in Wien. Mit der Wiener Wahl und möglichen neuen Kalamitäten wollte man sich in Ruhe nach der Wahl beschäftigen.

Die Spesenaffäre hat beiden Ex-Regierungsparteien einen Strich durch die Rechnung gemacht: Hofer muss das Problem Strache ehebaldigst lösen, sonst zerreißt es ihm die Partei. Mit seinem parteifinanzierten Gartenzaun geriet er sogar selbst in die Defensive. Kurz sieht die Hoffnung schwinden, dass der Ex-Partner rasch wieder stabil und bindungsfähig wird.

Vor der Steirer-Wahl am 24. November wird die ÖVP ohnehin jede Festlegung vermeiden. Spätestens bis dahin müssten sich die Blauen erholen.

Wahrscheinlichkeit: hoch