Christoph Hofinger, der Hochrecher der Nation, steht vor einer besonderen Herausforderungen. Erstmals seit 1945 wird das Innenministerium bei der EU-Wahl am 26. Mai nicht mit Wahlschluss, also um 17 oder 18 Uhr, die Detailergebnisse veröffentlichen. Unter dem Eindruck der Wiederholung der Bundespräsidentenwahlen geht das Innenministerium auf Nummer sicher und will erst um 23 Uhr, wenn das letzte Wahllokal in Europa (in Italien) geschlossen ist, die Daten freigeben.

Weniger Wohlmeinende vermuten, Innenminister Herbert Kickl sei an gar keinem frühen Wahlabend interessiert, schneiden doch die Freiheitlichen bei Europawahlen traditionell schlecht ab. Eine EU-Vorgabe, dass alle 28 Mitgliedsländer ihre Daten um 23 Uhr veröffentlichen dürfen, gibt es nicht. Österreich geht einen, wenn auch ganz legalen, Sonderweg. 

"Wir werden eine nationale Kraftanstrengung brauchen, damit wir um 17 Uhr nicht im Dunkeln tappen und auf Gerüchten aus sozialen Medien angewiesen sind“, bekennt Hofinger im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Bisher basierten Hochrechnungen in Österreich nicht auf Exit-Polls, sondern auf Detailergebnissen, die aus allen Landesteilen im ORF-Studio eintrudeln.

Hofinger ist in intensiven Gesprächen mit dem ORF und anderen Medien, um die Mittel für eine Wahltagsbefragung (vor mehreren Hundert Wahllokalen) sicherzustellen. "Eine Bündelung von Ressourcen wird es bei einem Exit Poll auch von Auftraggeber-Seite brauchen", so Hofinger, "der ORF ist hierzu in Gesprächen mit anderen Medien. Klarheit sollte es Ende April/Anfang Mai geben." Der Hochrechner selbst betritt allerdings nicht Neuland, da er und das Sora-Institut bereits in der Ukraine und in Deutschland (2013) sehr erfolgreich mit Exit-Polls gearbeitet haben.