Der Mödlinger ÖVP-Bürgermeister Hans Stefan Hintner weicht in der Diskussion um den Karfreitag von der Parteilinie ab. Die Stadtgemeinde gibt allen bei ihr beschäftigten Protestanten an diesem Tag frei, teilte Hintner via Facebook mit. "Diese Heuchelei ist mir zuwider, wir brauchen dazu kein Gesetz", wurde er in einem Online-Bericht der "Niederösterreichischen Nachrichten" ("NÖN") zitiert.

Die Stadtgemeinde hat nach Angaben von Hintner 310 Mitarbeiter, davon sind etwa 20 Protestanten. Diese sollen demnach künftig am Karfreitag Sonderurlaub bekommen. "Ich denke, alle Unternehmen könnten unserem Beispiel folgen, dann würden wir uns viele Diskussionen ersparen", meinte der Bürgermeister laut "NÖN". "Ich halte die Lösung der Bundesregierung für beschämend. In der Stadtgemeinde Mödling lassen wir am Karfreitag alles wie bisher", wurde der ÖVP-Politiker von der "Krone" (Samstag-Ausgabe) zitiert.

SPÖ Niederösterreich fordert 26. Urlaubstag

Die SPÖ Niederösterreich pocht - entgegen der im Nationalrat beschlossenen neuen Regelung - darauf, dass der Karfreitag für alle Arbeitnehmer ein Feiertag wird. Landesparteivorsitzender LHStv. Franz Schnabl forderte am Samstag in einer Aussendung einen 26. Urlaubstag für alle Beschäftigten. In einem weiteren Schritt soll der Urlaubsanspruch auf sechs Wochen ausgeweitet werden, verlangte Schnabl.

Für den SPÖ-Landesparteichef sei es "positiv, dass auch in der ÖVP vernünftige Stimmen bereits faire Lösungen anbieten", hieß es zur Ankündigung des Mödlinger VP-Bürgermeisters Hans Stefan Hintner, dass in der Stadtgemeinde beschäftigte Protestanten am Karfreitag frei haben, ohne einen Urlaubstag zu verlieren. Schnabl sprach sich für eine sachliche Diskussion aus: "Es soll in Ruhe, parteiübergreifend und ohne parteiideologische Scheuklappen die beste Lösung für die Arbeitnehmer beschlossen werden." Es dürften dabei nicht nur die Interessen von Wirtschaft und Industrie im Vordergrund stehen, auch die Beschäftigten müssten davon profitieren können.

Der geforderte 26. Urlaubstag sei "nur ein Vorgriff auf die sechste Urlaubswoche", meinte Schnabl. Dies sei "notwendiger denn je", denn mit Herbstferien "wäre es für Eltern eine kaum zu bewältigende Herausforderung, die Kinderbetreuung zu organisieren", wurde in der Aussendung mitgeteilt. Verwiesen wurde auch darauf, dass die Normal-Jahresarbeitszeit in Österreich laut EU-Agentur Eurofound (Agentur zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen) etwas höher als im EU-Durchschnitt liege.