Nachdem die Innenministerien Albaniens und Montenegros am Donnerstag bestätigten, dass die Flucht des früheren mazedonischen Ministerpräsidenten Nikola Gruevski nach Ungarn über die Gebiete der beiden Staaten und weiter über Serbien führte, wollte sich das serbische Innenministerium nicht dazu äußern.

Auf eine Anfrage des regionalen TV-Senders N1, auf die sich mazedonische Medien beriefen, hieß es im Innenministerium lediglich, dass Gruevski weder einen serbischen Pass noch die serbische Staatsbürgerschaft besitze.

Unter Berufung auf die montenegrinische Polizei hatten Medien in Podgorica zuvor gemeldet, dass Gruevski am vergangenen Sonntag über den Grenzübergang Dobrakovo nach Serbien eingereist war. Entsprechend der geltenden Regelungen benötigte der frühere Ministerpräsident für seine Einreisen nach Albanien, Montenegro und Serbien lediglich einen Personalausweis. Dieser reichte allerdings nicht für die Einreise von Serbien nach Ungarn. Wie diese erfolgte, bleibt bisher weiter ungeklärt.

Haftbefehl ausgestellt

Es ist laut Beobachtern kein Geheimnis, dass die serbischen Behörden während seiner Amtszeit sehr gute Kontakte zu Gruevski unterhielten, die Beziehungen zu seinem sozialdemokratischen Nachfolger Zoran Zaev dagegen weniger gut sind.

Gruevski war in Mazedonien zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden, er sollte sie am vorletzten Donnerstag antreten, erschien jedoch nicht in der Haftanstalt. Mazedoniens Behörden stellten Anfang der Woche einen Haftbefehl gegen Gruevski aus. Der Ex-Premier bestätigte via Facebook am Dienstag, dass er sich in Budapest aufhalte und um Asyl angesucht habe. Die ungarischen Behörden ließen wissen, dass Gruevski seinen Asylantrag in einer ungarischen Auslandsvertretung gestellt habe.

Gegen den ehemaligen mazedonischen Ministerpräsidenten (Amtszeit von 2006 bis 2017) laufen in seiner Heimat noch weitere Prozesse wegen Amtsmissbrauches und anderer Affären, darunter das gesetzwidrige Abhören von etwa 20.000 Bürgern.