Die Konzepte für zwei zentrale Vorhaben der Regierung im Wissenschaftsbereich, ein Forschungsfinanzierungsgesetz und eine Exzellenzinitiative, sollen bis zu dem für Mai 2019 geplanten Forschungsgipfel der Bundesregierung stehen. Das erklärte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) Dienstag Abend im Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten.

Die geplante Exzellenzinitiative werde von den Vorsitzenden der drei wissenschaftlichen Beratungsgremien Hannes Androsch (Forschungsrat), Antonio Loprieno (Wissenschaftrat) und Helga Nowotny (ERA Council) sowie dem Chef des Wissenschaftsfonds FWF, Klement Tockner, konzipiert, sagte Faßmann. Dabei gehe es darum, international herzeigbare Forschungsbereiche längerfristig finanziell so auszustatten, dass sie international attraktiv sind, etwa bei der Ausschreibung von Professuren.

Im Forschungsfinanzierungsgesetz werde es eine "Aussage geben, wie der Zielwert einer Forschungsquote von 3,76 Prozent bis zum Ende der Legislaturperiode zu erreichen sein wird", sagte Faßmann. Für ihn ist Österreich ein Forschungsland geworden, "auch wenn wir selbst und die Forscher es oft nicht bemerken", sagte er und verwies auf Österreichs Rang zwei in Europa und Platz sieben weltweit bei den Forschungsausgaben.

Schwächen im System

Eine Schwäche im System ortet Faßmann allerdings bei der "unübersichtlichen Beratungs- und Förderlandschaft - man weiß nicht, welche Telefonnummer man anrufen muss". Deshalb soll im Zuge der Erstellung des Finanzierungsgesetzes - basierend auf einer derzeit laufenden OECD-Begutachtung des heimischen Forschungssystems - auch "kritisch nachgedacht werden, ob alle Förderagenturen weiterhin vorhanden sein sollen und wie die Art ihrer Steuerung sein soll". Künftig sollten die Ministerien nur noch die strategischen Ziele vorgeben, die operative Ausführung bei den Fördereinrichtungen liegen.

Faßmann forciert Beteiligung an European Universities

Heimische Unis sollen Teil der geplanten European Universities werden. Darauf drängt Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). "Ich hätte gerne, dass sich unsere Universitäten in einem für sie passenden Netzwerk beteiligen", sagte er Dienstag Abend im Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten. Sein Ressort unterstütze in der derzeit laufenden Ausschreibung einer Pilotphase Antragsteller.

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hatte im Herbst vergangenen Jahres vorgeschlagen, bis 2024 mindestens 20 Europäische Universitäten zu gründen, "die ein Netzwerk von Universitäten aus mehreren Ländern Europas bilden und die einen Studienverlauf schaffen, in dem jeder Studierende auch im Ausland studieren kann, und die Orte pädagogischer Neuerung und exzellenter Forschung sind." Die EU-Kommission und die Mitgliedsländer haben den Vorschlag aufgegriffen.

Im Rahmen des EU-Programms "Erasmus plus" sollen die Europäischen Hochschulen entstehen. Dazu soll die Errichtung von Hochschulnetzwerken in der gesamten EU gefördert werden, "die es Studierenden ermöglichen, durch eine Kombination von Studien in mehreren EU-Ländern einen Studienabschluss zu erwerben und somit zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hochschulen beitragen".

Gegengewicht schaffen

Man wolle damit ein Gegengewicht zu den renommierten US-Unis schaffen und internationale Studenten nach Europa holen, sagte Faßmann. Ziel sei eine "intensive und nachhaltige Zusammenarbeit in Forschung und Lehre". So könnten etwa die Unis eines Netzwerks gemeinsam einen Studiengang anbieten. Die Anrechenbarkeit der Studienleistungen müsse dabei automatisch sein, "da muss es einen Fast-Track geben". Im Studienrecht seien dafür sicher Nachschärfungen notwendig.

Die Kommission hat im Oktober eine Pilotphase mit einer Projektsumme von 30 Mio. Euro ausgeschrieben. Dabei sollen sechs Projekte mit jeweils maximal fünf Mio. Euro für drei Jahre gefördert werden. Mindestens drei Hochschulen oder wissenschaftliche Einrichtungen aus drei Erasmus-Programmländern müssen an einem solchen Netzwerk beteiligt sein. Die Bewerbungsfrist endet am 28. Februar 2019. Eine zweite Pilotphase ist für 2020 geplant, dann soll das neue Konzept in das kommende Erasmus-Programm (2021-2027) aufgenommen werden.