Am heutigen 37. Tag im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere wird weiterhin aus dem Tagebuch des Zweitangeklagten Walter Meischberger gelesen. Das handschriftlich verfasste Notizbuch liefert eine Schilderung der Ereignisse im Herbst 2009, als die Buwog-Korruptionsvorwürfe bekannt wurden, aus Meischbergers Sicht.

Meischberger soll als Mittelsmann Schmiergeld für Grasser bekommen und an ihn und den Immobilienmakler Ernst Karl Plech weitergeleitet haben, so die Anklage. Bisher beteuert Ex-FPÖ-Generalsekretär Meischberger zwar seine große Nähe zum befreundeten Grasser, beim Buwog-Geschäft habe er aber keine Informationen von ihm bekommen. Auch Grasser weist die Vorwürfe zurück, dass bei der Privatisierung der Bundeswohnungen (Buwog u.a.) im Jahr 2004 Schmiergeld in Millionenhöhe geflossen sei.

Allerdings zeigen die Tagebucheinträge Meischbergers vom Herbst 2009, dass er vom Verhalten Grassers ihm gegenüber ziemlich enttäuscht gewesen war. Grasser habe versucht, sich in Interviews auf seine Kosten herauszureden, meinte Meischberger damals und überlegte sogar, dem Ex-Minister seine Freundschaft aufzukündigen.

Richterin Marion Hohenecker stellt die Tagebucheinträge den damaligen Vernehmungsprotokollen Meischbergers bei der Staatsanwaltschaft gegenüber.