Die "Neue Volkspartei" unter ihrem Obmann Sebastian Kurz ist mit ihren ersten öffentlichen Irritationen konfrontiert - und zwar in Tirol. Im dortigen ÖAAB gärt es, die auf Platz drei der Landesliste vorgesehene Landtagsabgeordnete Bettina Ellinger zog ihre Kandidatur zurück. Auch zwei weitere "AABlerinnen" kündigten an, nicht zu kandidieren.

Ellinger, die FCG-Frauenvorsitzende Erika Landers und die Bezirksfrauenvorsitzende von Kufstein, Barbara Trapl, zogen ihre Kandidaturen am Montag per E-Mail zurück, berichtete die "Tiroler Tageszeitung" (Dienstagsausgabe). "Die Begründung liegt sicherlich darin, dass die Arbeitnehmervertretung nicht in einem der Bedeutung absolut angemessenen und notwendigen Maß platziert wurde", erklärte AAB-Landesgeschäftsführerin Tanja Rupprecht. Der AAB sei schließlich die Interessenvertretung von zwei Dritteln der Wähler.

Ellinger war für die APA für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar, sie weilt im Urlaub. Auch von Tirols ÖAAB-Chefin, Landesrätin Beate Palfrader gab es vorerst keinen Kommentar. Im ÖAAB dürfte jedenfalls der Unmut groß sein. Wie Insider gegenüber der APA erklärten, hätten die Parteioberen mit der Spitze des Bundes im Vorfeld der Listenerstellung nicht einmal gesprochen. Auch sei dem Arbeitnehmerbund hinsichtlich der Kandidatenreihung etwas "anderes versprochen" worden.

Palfrader und AK-Chef Erwin Zangerl hatten laut "TT" den zweiten Platz auf der Landesliste für die Nationalratswahl gefordert. Doch schließlich habe Bundesparteiobmann Sebastian Kurz letzte Woche von seinem Durchgriffsrecht auf die Landeslisten Gebrauch gemacht. Spitzenkandidatin wurde schließlich die ehemalige, nunmehr im Rollstuhl sitzende, Stabhochspringerin Kira Grünberg. Auf Platz zwei wurde Seilbahner-Chef und Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl gereiht. Dieser und seine Wirtschaftsbund-Getreuen hatten zuletzt vehement auf einen aussichtsreichen Listenplatz gedrängt.

In der Tiroler ÖVP sieht man indes keine gröberen Umstimmigkeiten. Nachnominierungen vor dem endgültigen Beschluss der Liste seien nichts Außergewöhnliches, sagte Sprecher Sebastian Kolland der APA. Dass Kurz vom Durchgriffsrecht Gebrauch gemacht habe, stimme so nicht. Landeshauptmann und Landesparteichef Günther Platter habe schließlich bei der letzten Sitzung des Landesparteivorstandes einstimmig das Pouvoir erhalten, gemeinsam mit dem Bundesparteiobmann die Landesliste zu erstellen. Indes wurde am Dienstag "im Einvernehmen" mit AAB-Chefin Beate Palfdrader, wie es hieß, die Nationalrätin Elisabeth Pfurtscheller nach dem Rückzug von Ellinger auf Platz drei der Landesliste gesetzt. Auch diese komme schließlich aus dem ÖAAB, so Kolland.