Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ), Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) und der Grüne Bildungssprecher Harald Walser feierten am Montag die Einigung auf eine Bildungsreform. "Der Weg ist frei für eine selbstbestimmte, freie Schule, in der Pädagoginnen und Pädagogen, Schulleiterinnen und Schulleiter entscheiden, wie sie unterrichten wollen. Denn sie wissen genau, was ihre Schülerinnen und Schüler brauchen," so Hammerschmid. Doch was sind die wesentlichen Eckpunkte der Einigung? Ein Überblick.

Flexible Einheiten. Es wird immer noch Klassenzimmer und Klassenverbände geben - die Klassenhöchstschülerzahl wird sogar, wohl im Übereifer der Einigung, im Verfassungsrang festgeschrieben - jedoch: es die neue Flexibilität. Man wird leicher Unterrichtsgruppen bilden können, die Öffnungszeiten der Schulen und die Dauer der Unterrichtseinheiten werden von den Schulen festgesetzt.

Direktoren wählen aus. Künftig werden neue Lehrer direkt an den Schulen ausgewählt. So will man die Pädagogenteams besser aufstellen. Die Direktoren werden hingegen nach einem österreichweit standardisierten Verfahren mit externen Experten ausgewählt. Der bisherige Regelfall, dass Schulleiter politisch besetzt werden, sollte damit der Vergangenheit angehören. Und: Die Verrechnung des Lehrpersonals erfolgt einheitlich über das Bundesrechenzentrum. Ein einheitliches Lehrerrecht leitet sich daraus freilich nicht ab.

Kleinschulen können bleiben. Das Wort Schulcluster klingt modern, könnte aber eine alte österreichische Tradition absichern: die Kleinschulen. Die Reform ermöglicht weiters, dass sich zwei bis maximal acht Schulen zu einem Schulcluster zusammenschließen können, wobei an jedem Standort eine Ansprechperson erhalten bleibt. Fachlehrer werden dann innerhalb des Clusters gezielt eingesetzt.

Modellregionen. Bis zuletzt wurde über die Einführung von Modellregionen gestritten - nun sollen die flächendeckenden Versuche für eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen ermöglicht werden.

Die Kritik der Opposition

FPÖ und Team Stronach sowie die Neos üben Kritik an dem Paket. Team Stronach Wirtschaftssprecher Leo Steinbichler etwa fordert die Abschaffung der Landesschulräte und die Einrichtung von Landesbildungsdirektionen als Instanz der unmittelbaren Bundesverwaltung. Bis zu 45.000 Schüler in Österreich würden zu Versuchskaninchen für die Gesamtschule gemacht, sagte FPÖ-Bildungssprecher Wendelin Mölzer und bekräftige die Ablehnung seiner Partei: "Mit uns wird es das nicht geben." "Die wichtige und jahrelang angekündigte Bildungsreform wurde zu lange durch den Fleischwolf der verschiedensten Macht- und Parteiinteressen gedreht - und übrig blieb letzten Endes die Beibehaltung der parteipolitischen Einflussnahme", kritisiert NEOS-Klubobmann und Bildungssprecher Matthias Strolz das Paket. Nach der Behandlung im Ausschuss soll das Autonomiepaket Ende Juni im Plenum beschlossen werden.

Leherberuf attraktiver machen

"Am Ende zählt das Ergebnis, und damit kann man sehr zufrieden sein", kommentiert Vizekanzler Wolfgang Brandstetter die Einigung zum Schulautonomiepaket. "Das Autonomiepaket stellt sicher, dass die Mittel für das Schulwesen effizienter eingesetzt werden und sicher im Klassenzimmer ankommen".

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) ortet einige Herausforderungen im Bildungsbereich, so müssen etwa Ineffizienzen in der Verwaltung beseitigt werden. Angesichts der nötigen Integration brauche es aber deutliche Investitionen in die Schulen, mehr Lehrer und Begleitpersonal, forderte Kern. Weiters sollen alle Schulklassen mit Tablets, Laptop und WLAN ausgerüstet werden. Dabei gehe es nicht um Geschenke, sondern um den Erwerb technischer Fähigkeiten. In den Kindergärten werde der Grundstein für die Bildungskarriere gelegt, insofern bekräftigte der Kanzler seine Forderung nach einem zweiten Gratis-Kindergartenjahr. Auch die Lehrlingsausbildung hob Kern hervor und verwies etwa auf den Ausbau der Berufsschulstunden. Ziel sei es, dass für einen Lehrling genauso viel investiert wird wir für einen Gymnasiasten.

Nötig sei auch eine Aufwertung und Attraktivierung des Berufs Lehrers. Diese sollen mehr Zeit im Unterricht verbringen und weniger mit "Papierkram und Verwaltung", so Kern. Überlegt werde auch, dass im Rahmen der "Aktion 20.000" ältere Arbeitnehmer eine Chance bekommen, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren, indem sie die Lehrer von Verwaltungsaktivitäten entlasten.