Der internationale Holocaust-Gedenktag am Freitag hat auch in der Antritts-Rede des neuen Bundespräsidenten im Parlament Niederschlag gefunden: Alexander Van der Bellen sprach dabei von der dunkelsten Seite österreichischer Geschichte. Auch die Klubchefs von ÖVP und SPÖ sowie die NEOS äußerten sich zu den Nazi-Verbrechen.

Millionen Menschen seien in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet worden, so der neue Bundespräsident - "Österreicher gehörten zu den Opfern aber auch zu den Tätern". Wenige der Geflüchteten seien zudem eingeladen worden, zurückzukommen. Viele seien bei ihrer Rückkehr nicht willkommen geheißen worden, meinte van der Bellen und weiter: "Das halte ich für die dunkelste Seite unserer österreichischen Geschichte. Die dunkelste Seite, die wir niemals vergessen werden."

Pflicht, das Gedenken wachzuhalten

"Es ist unsere Pflicht, gegen das Vergessen des größten Verbrechens der Menschheit anzukämpfen und das schmerzliche Erinnern und das Gedenken an die Opfer wachzuhalten", sagte SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder, denn: "Nur, wenn wir erinnern, leisten wir unseren Beitrag, vor keimendem Hass und Gewalt zu warnen und diese zu unterbinden." Gedenken dürfe daher nicht bloß ein Akt der Trauer, sondern müsse auch ein deutliches Zeichen gegen das Wiederaufleben von Faschismus, Nationalismus und Rassismus sein.

ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka meinte in einer Aussendung: "Die millionenfachen Opfer des Holocaust müssen uns stete Mahnung und Auftrag dafür sein, entschieden für eine Kultur des Erinnerns und gegen das Vergessen zu kämpfen." Es sei Verpflichtung und Verantwortung, alles zu tun, "damit Verfolgung, Terror und die Gräuel des NS-Regimes nie wieder passieren". Es gelte, das Bewusstsein für die Schrecken des Nazi-Regimes zu erhalten und bei nachfolgenden Generationen zu schaffen.

"Mit dem Gedenken an die Opfer und Überlebenden zeigen wir nicht nur unser tiefes Mitgefühl, sondern setzen auch ein Zeichen gegenüber all denjenigen, die es nach wie vor nicht schaffen, das unsägliche Gedankengut der Nationalsozialisten abzulegen", äußerte sich NEOS-Klubobmann Matthias Strolz. Gerade in der heutigen Zeit sei jedes Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus, Homophobie und nationalistisches Gedankengut immens wichtig.

Strache: Österreich hat besondere Verantwortung

FPÖ, Grüne und Team Stronach haben anlässlich des bevorstehenden Holocaust-Gedenktages Verantwortung eingemahnt. Antisemitismus dürfe nie wieder in unserer Gesellschaft geduldet werden, betonte der Obmann der Freiheitlichen, Heinz-Christian Strache am Donnerstag in einer Aussendung. Auch Grünen-Chefin Eva Glawischnig warnte vor dem aktuellen Rechtsruck in Europa. Antisemitismus sei "ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, für das es kein Verständnis oder beschönigende Worte geben dürfe", meinte Strache weiter. Gerade Österreich trage hier aufgrund seiner Geschichte eine besondere Verantwortung. "Unsere ermordeten und vertriebenen jüdischen Mitbürger sind uns eine stete Mahnung, ihr Andenken eine Verpflichtung", so der FPÖ-Obmann - nämlich, "derartiges nie wieder zuzulassen, egal unter welchem ideologischen Tarnmäntelchen es daherkommt".

Glawischnig meinte: "Angesichts des Rechtsrucks in Europa und in der Welt wird unsere politische Verantwortung noch größer, unermüdlich an die unheilvollen Folgen des Spaltens und Hetzens zu erinnern." Ganze Gruppen von Menschen aus der Gesellschaft hinauszudrängen, politisch zu verfolgen und zu vernichten, dürfe sich in Europa nicht wiederholen. Gleichzeitig warnte Glawischnig vor einem Wiedererstarken von Nationalismus und Ausgrenzung europa- sowie weltweit.

Aus der Vergangenheit lernen

"Der Holocaust-Gedenktag ist vor allem wichtig für folgende Generationen", meinte auch Robert Lugar, Klubobmann des Team Stronach. Auch für ihn dürfen sich solche Verbrechen nie mehr wiederholen: "Aus dieser dunklen Vergangenheit müssen wir alle für die Zukunft lernen."

Auch die Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) meldete sich zu Wort: 72 Jahre nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes "sind wir es den Opfern schuldig, unsere Geschichte aufzuarbeiten und daraus zu lernen".