Flüchtlingskoordinator Christian Konrad bekräftigte seine Ankündigung, mit Ende seiner Bestellung am 30. September aus dieser Funktion auszuscheiden und "so nicht weiterzumachen". Er werde sich aber weiterhin in der Flüchtlingsfrage engagieren, so Konrad.

Bei einer Podiumsdiskussion zu dem Thema im Rahmen des Städtetages zeichnete Konrad ein positives Bild der derzeitigen Lage bei der Unterbringung der Asylwerber. 85.000 Personen würden sich in der Grundversorgung befinden, nur mehr wenige in Notquartieren. "Wir sind dabei, das aufzuarbeiten", erklärte der ehemalige Raiffeisen-Generalanwalt.

Wöchentlich würden aber rund 1.000 neue Asylwerber dazukommen, betonte Konrad. "Wir müssen vorbereitet sein und sind es auch", fügte er hinzu.

60.000 offene Verfahren

Zudem gebe es derzeit noch 60.000 offene Asylverfahren. Konrad verwies in diesem Zusammenhang auf die inzwischen erfolgte "massive Personalaufstockung" beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA). Die neuen Mitarbeiter hätten aber erst entsprechend eingeschult werden müssen, daher habe es im ersten Quartal "eher eine Verlangsamung" bei der Bearbeitung gegeben. Es handle sich schließlich um Hoheitsakte, man lebe in einem Rechtsstaat. Ab Sommer werde es jedoch "zügiger" gehen, zeigte sich der Flüchtlingskoordinator überzeugt.

Notwendige Abschiebungen würden hingegen nach wie vor "zu langsam" vonstattengehen, kritisierte Konrad. Dies liege daran, dass die Rückübernahmebereitschaft der betroffenen Länder nicht da sei. "Bei so langen Verfahren, die nicht entschieden sind, zahlen wir", sah der Ex-Banker auch ein ökonomisches Problem.

Lobende Worte für Wien

Insgesamt bewertete Konrad seine Arbeit positiv. Noch vor einem Jahr habe nur ein Drittel der österreichischen Gemeinden Flüchtlinge aufgenommen gehabt, heute seien es zwei Drittel der Städte und Gemeinden. Lobende Worte fand der Flüchtlingskoordinator für Wien. Dort seien 60 Prozent der Flüchtlinge in Privatquartieren untergebracht.