Es ist nicht nur ein politischer Farben-, sondern auch ein Generationenwechsel in Wels. Andreas Rabl, gebürtiger Welser und Spitzenkandidat der Blauen bei der Gemeinderatswahl vor zwei Wochen, wird Bürgermeister in seiner bisher traditionell rot regierten Heimatstadt. Mangelnde Deutschkenntnisse sind ihm ebenso ein Dorn im Auge wie das Binnen-I.

Dezente Brille, konservative Frisur, ein bubenhaftes Lächeln und fast immer in Anzug und Krawatte - der Rechtsanwalt wirkt stets korrekt adjustiert, ja beinahe brav. Im Umgang ist er ruhig und freundlich im Ton, er fällt weniger durch verbale Ausritte oder Fettnäpfchentritte als durch Eloquenz auf. Dennoch ist er in Sachen Integration ein Hardliner, fordert Anpassung und Deutschkenntnisse von Migranten vehement ein. So hat er sich auch als erstes in seiner neuen Funktion vorgenommen, separate Sprachgruppen in Kindergärten einzuführen

"Ohne Deutsch keine Sozialleistungen"

Rabl ist seit 2001 Mitglied des Gemeinderates, seit 2009 Stadtrat und seit 2013 Vizebürgermeister, ein Welser durch und durch. Beim diesjährigen FPÖ-Wahlkampfauftakt streute er seiner Stadt aber nicht gerade Rosen: Sie sei "abgesandelt", ein "Drogen-Hotspot" und habe ein "Integrations- und Sicherheitsproblem" - u.a. wegen des hohen Ausländeranteils (21,6 Prozent). Sein Rezept war auf den Plakaten zu lesen: "Ohne Deutsch keine Sozialleistungen", "Ohne Deutsch keine Wohnung" oder "Integration ist Pflicht".

Nicht so streng geht er offenbar mit seinen Weggefährten um: Den Gemeinderatskandidaten Ralph Schäfer, der 2009 nach einer Graffiti-Aktion ("Märtyrer leben länger" und das Konterfei von Rudolf Hess) mit einer Diversion davongekommen und zuletzt mit einer Bürgerwehr auf Einbrecher-Patrouille gegangen war, verteidigte er. Man könne sich schließlich ändern, Schäfer sei damals noch sehr jung gewesen.

Feldzug gegen das Binnen-I

Weniger Nachsicht übt Rabl mit dem Gendern der Sprache, konkret mit dem Binnen-I: Auf Antrag seiner Fraktion beschloss der Gemeinderat Ende des Vorjahres, dieses aus dem amtlichen Sprachgebrauch zu verbannen. Da es sich dabei um eine Richtlinie handelt, ist fraglich, wie die Umsetzung dieses Beschlusses erfolgt.

Rabl ist seit 2005 verheiratet mit Katharina Levina-Rabl, die in Moskau aufgewachsen ist, und Vater eines schulpflichtigen Sohnes. Sein Privatleben hält er eher bedeckt, Home-Storys sucht man vergebens. Zu seinen Hobbys zählen Lesen, Wandern, Skifahren, Tennis und Geigespielen und Nitsch-Bilder sammeln.