Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Ifes von Mitte März bis Ende April 3.347 Haushalte mit rund 5.600 Schulkindern. "Im Großen und Ganzen" habe sich in den vergangenen fünf Jahren, in denen das Ifes das AK-Nachhilfe-Barometer durchführt, nicht viel an den Werten geändert, so Studienautor Gert Feistritzer.

Demnach gaben heuer insgesamt 23 Prozent (2014: 21 Prozent) der Haushalte (230.000 Kinder) an, private Nachhilfe zu brauchen: 13 Prozent (2014: zwölf Prozent) setzten dabei auf bezahlte Nachhilfe und sechs Prozent (2014: fünf Prozent) auf unbezahlte (etwa durch Nachbarn, Freunde etc.). Die restlichen vier Prozent konnten sich keine bezahlte Nachhilfe leisten bzw. fanden niemand für unbezahlte Lernarbeit mit dem Nachwuchs, so der Leiter der Abteilung Bildungspolitik in der AK, Kurt Kremzar.

Die Pro-Kopf-Kosten für bezahlte Nachhilfe sind praktisch gleich geblieben bzw. minimal gesunken - und zwar von 666 Euro im Jahr 2014 auf 657 Euro. Aufgrund des leichten Anstiegs der Haushalte mit privater Nachhilfe sind die Gesamtausgaben aber von 109 auf 119 Mio. Euro gestiegen. Der Bedarf an bezahlter Nachhilfe steigt übrigens mit dem Alter der Kinder: In der Volksschule sind es vier Prozent der Kinder, in der AHS-Oberstufe sowie den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen rund ein Viertel.

Nachhilfe bedeutet aber nicht, dass Eltern sich zurücklehnen können: Immerhin ein Drittel aller Eltern gab an, so gut wie täglich mit ihren Kindern zu lernen - in der Volksschule beträgt dieser Prozentsatz sogar 57 Prozent (Neue Mittelschule: 35 Prozent, AHS-Unterstufe: 23 Prozent). Eltern, die private Nachhilfe bezahlen, lernen genauso oft mit ihren Kindern wie in der Vergleichsgruppe ohne Nachhilfe.

Am häufigsten erhalten die Kinder Nachhilfe im Fach Mathematik (67 Prozent), gefolgt von den Fremdsprachen (44 Prozent) und Deutsch (22 Prozent; Mehrfachnennungen möglich). Umgekehrt ist es in der Volksschule: Dort dominiert Deutsch (70 Prozent).

Grund für die Nachhilfe ist laut Kremzar nicht die Verhinderung bzw. Ausbesserung einer negativen Note, sondern die Verbesserung von Noten an sich. Oft gehe es dabei darum, den Übertritt in die nächsthöhere Schule zu schaffen - also etwa die Berechtigung für den Besuch einer höheren Schule zu erlangen.

"Lichtblicke" sind für Kremzar die verschränkte Ganztagsschule sowie die Gratis-Nachhilfe in Wien. An verschränkten Ganztagsschulen gaben signifikant weniger Eltern an, täglich mit ihren Kindern zu lernen bzw. für Nachhilfe zu bezahlen. In Wien wiederum haben sich die Gesamtausgaben für Nachhilfe im Gegensatz zum allgemeinen Trend leicht verringert - das dürfte Folge der mit Beginn des Schuljahrs eingeführten kostenlosen Nachhilfe an den Volksschulen sein. Der Effekt sei aufgrund des geringen Nachhilfe-Anteils an Volksschulen aber noch nicht so groß, genaue Auswirkungen sehe man erst in den Folgejahren.

Die AK fordert unter anderem den Ausbau von Ganztagsschulen: "Die klassische Halbtagsschule nimmt zu wenig Verantwortung für den Lernerfolg der Kinder wahr", so Präsident Rudi Kaske. Eine Schule, die mehr hilft, sei auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit: "Schulerfolg darf nicht davon abhängen, wie gut Eltern selbst ihren Kindern beim Lernen helfen können oder wie viele sich bezahlte Nachhilfe leisten können."