Das "Pegida"-Phänomen hält Deutschland seit einigen Wochen in Atem. Seit Oktober marschieren die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" jeweils Montagabend durch die ehemalige DDR-Metropole Dresden und konnten sich teils über den Zuspruch Tausender Sympathisanten freuen.
Während die Bewegung in Deutschland mittlerweile durch einen Führungsstreit ins Trudeln gekommen ist und diesen Montag der Marsch ausfiel, versuchen Sympathisanten in Österreich seit dieser Woche, auch hierzulande eine entsprechende Plattform zu bilden. Freilich war der Zulauf am Montagabend bei der vor allem von der "Offensive gegen Rechts" getragenen Gegenkundgebung deutlich höher.
Nach Polizeiangaben rund 5.000 Personen zogen vom Museumsquartier bis zum Stephansplatz, um klar zu machen, dass "Pegida" kein Export-Schlager werden dürfe. Vorfälle gab es dabei nicht.
Diese drohten dagegen bei der eigentlichen "Pegida"-Kundgebung auf der Wiener Freyung. Denn auch dort hatten sich Gegner in relativ großer Zahl eingefunden, um den "Spaziergang" der islam-feindlichen Gruppe zu verhindern. Etwa 500 "Pegida"-Anhängern stand eine etwas kleinere Gruppe von Gegnern gegenüber. Die Polizei, die ein Großaufgebot von 1.200 Einsatzkräften, teils wie bei den Akademikerball-Demos auch aus den Bundesländern, aufstellte, trennte die beiden Lager.
Nach einem mehr als einstündigen Patt, während dem sich die Gruppen mit Schlachtrufen eindeckten, gaben die Veranstalter auf und beendeten von sich aus die Veranstaltung. Jene, die sich weigerten zu gehen, mussten der Polizei ebenso ihre Identität bekannt geben wie jene Aktivisten, die den ordnungsgemäß angemeldeten "Pegida"-Marsch verhindert hatten.
Eine Niederlage wollten die "Pegida"-Proponenten nicht erkennen. Ganz im Gegenteil wurde für die kommende Woche gleich die nächste Veranstaltung angekündigt. Ob die Polizei diese auch zulässt, ist aus heutiger Sicht fraglich. Denn etliche der "Pegida"-Teilnehmer fielen durch das Zeigen des Hitlergrußes unangenehm auf und die Exekutive gab noch am Montagabend bekannt, dass dies "erheblichen Einfluss" auf die Zulässigkeit von Folge-Veranstaltungen haben könnte. Videomaterial wird bereits wegen möglicher Verstöße gegen das Verbotsgesetz gesichtet.
Wer hinter "Pegida Wien" steckt, war in den vergangenen Tagen von den Initiatoren ziemlich geheim gehalten worden. Bekannt war lediglich der Sprecher Georg Immanuel Nagel, der unter anderem im FPÖ-nahen Blatt "Zur Zeit" als Autor tätig war. Ein weiterer freiheitlicher Bezug bei der Veranstaltung war die Teilnahme des früheren Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, aktuell auf Urlaub in Osttirol, kommentierte via Facebook diverse Videos zur "Pegida"-Kundgebung als "interessant", womit er wohl meinte, dass aus seiner Sicht mehr Personen am Protest teilgenommen hatten als von Exekutive und Medien verkündet.
Wie viele Sympathisanten nun tatsächlich erschienen waren, war am Montag nicht exakt zu klären. Von der Exekutive vermerkt wurde jedenfalls, dass sich unter ihnen polizeibekannte Fußball-Hooligans der Wiener Fanszene befanden.
Sachschäden wurden nach Kundgebung und Gegen-Demo vorerst keine gemeldet, allerdings dürfte eine Aktivistin einen Nasenbruch erlitten haben. Nach Angaben der "Offensive gegen Rechts" wurde die Frau von Rechtsextremen niedergeschlagen und am Boden liegend getreten. Die Polizei konnte hierzu noch keine näheren Auskünfte geben.