"Ich erwarte mir, dass es heuer keine Zerstörungen von Geschäften gibt. Das werden wir wohl zusammenbringen", erklärte Häupl am Dienstag. Er habe den Eindruck, dass sowohl Demonstranten als auch die Polizei diesmal besser vorbereitet seien. Für den freiheitlichen Akademikerball hegt er freilich noch immer wenig Sympathie. Es wäre ihm natürlich lieber gewesen, "wenn man sich das (die Veranstaltung, Anm.) hätte ersparen können".

"Für ein Ende der Gewalt" heißt das Motto der Demonstration am 30. Jänner, zu der man gemeinsam mit dem linken Bündnis "...ums Ganze!" aufruft, aber: "Gewalt wird von der menschenverachtenden Ideologie der FPÖ ausgehen", glaubt Mirko Neuss von NOWKR. Daher gelte es, die Teilnehmer am Besuch der Veranstaltung zu hindern. "Lassen Sie sich das gesagt sein, wir werden sie nicht mit Samthandschuhen anfassen", so die Drohung. Eingeschlagene Schaufenster in der Innenstadt, wie im vergangenen Jahr, seien angesichts des Flüchtlingselends an den EU-Außengrenzen das geringere Problem.

Vor allem von der Polizei fühlen sich die linken Gruppierungen in ihrem Tun behindert. Erst am Tag des Balls solle die Entscheidung fallen, ob die NOWKR-Demo genehmigt werden soll, womit der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl den Dialog "total gegen die Wand gefahren" habe. "Die Polizei versucht, den Protest zu spalten in gute und böse Antifaschistinnen", glaubt der Veranstalter und ruft Beamte gleichzeitig auf, "sich von Gewalttätern und Sicherheitsextremisten in den eigenen Reihen zu distanzieren". Selbst werde man sich vor der Polizei schützen.

Im Falle einer Untersagung der Demo warnen die Organisatoren jedenfalls vor chaotischen Zuständen in der Wiener Innenstadt, auch wenn man ohnehin auf die "Möglichkeiten der einzelnen Aktivistinnen" setze. Aber ohnehin gehe man davon aus, "dass wir es machen können, auch wenn es nach Verbot riecht", so Lars Fischer vom "ums ganze!". Ideologisch will sich das kommunistische Bündnis nicht lediglich gegen den Ball stellen, sondern will mehr: "Unser Ziel ist überhaupt kein Kapitalismus." Oder, wie es in der Pressemappe zur Anti-Ball-Demo geschrieben steht: "There is an alternative - Kommunismus statt Österreich."

Wiens City-Chefin Ursula Stenzel (ÖVP) macht sich jedenfalls Sorgen über etwaige Ausschreitungen. Deshalb will sie u.a. die gesamte Innenstadt zur Sperrzone erklärt wissen und Demo-Organisatoren für etwaige Schäden "unabhängig von ihrer Verantwortung" zur Kasse bitten. Außerdem wünscht sich die Bezirksvorsteherin neben Polizeiverstärkung gar einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres - denn: "2014 waren angeblich 2.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Das ist in jedem Fall zu wenig."

Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) erteilte den Forderungen nach einem Assistenzeinsatz umgehend eine Absage: Dies wäre ein "völlig falsches Signal", bei den Demonstrationen gehe es um Deeskalation.