Einfach auf die Politik zu schimpfen, schadet der Demokratiequalität. Also sollte man für jede Partei erklären, warum sie von ihren Anhängern aus deren guten Gründen gewählt wird. Beim Team Stronach ist das schwierig bis unmöglich. Warum?

Weil die Partei fast keine überzeugten Wähler mehr hat. Nach einem Umfragehoch von bis zu 15 Prozent und zum Teil zweistelligen Wahlresultaten in Salzburg, Niederösterreich und Kärnten rettete sich das Team Stronach 2013 mit knapp sechs Prozent der Stimmen in den Nationalrat. Momentan würde ein Ergebnis im Promillebereich drohen.

Wenn überhaupt kandidiert wird. Von der EU bis nach Vorarlberg ist das 2014 nicht der Fall. Eine Partei, die auf den Stimmzetteln fehlt, verschwindet unterhalb der Wahrnehmungsgrenze. Dass das nicht gleich passiert, ist allein dem Stammplatz jeder im Parlament vertretenen Gruppe in den Medien zu verdanken. Der Korrektheit wegen. Denn vom ORF bis zu den Zeitungen gibt es kaum journalistische Gründe, dass das Team Stronach so spannend wäre.

Die Imagewerte der Klubobfrau im Parlament, Kathrin Nachbaur, sind in der Wahlforschung nicht messbar, weil sich keine ausreichend große Stichprobe findet. Weder von Wählern des Teams Stronach noch von Befragungspersonen, die überhaupt eine Meinung zu ihr haben. 2015 ist bei Landtagswahlen im Burgenland sowie Wien, Oberösterreich und Steiermark unsicher, wo die für ein Antreten notwendigen Unterschriften zusammengebracht werden. Geld und Wahlkampfstrukturen fehlen sowieso.

Die Selbstdemontage des Parteigründers ist leicht belegbar. Eine Internetrecherche zu Frank-Stronach-Zitaten ergibt 10.000 Ergebnisse: Die Neutralität ist sinnlos, wenn chinesische Truppen in Österreich einmarschieren. Den Nationalfeiertag gibt es, weil er am 26. Oktober interviewt wurde. Zur Zukunft Europas lautet die Antwort, dass jeder Hauptschuldirektor sich seine Lehrer aussucht.

Todesstrafe

Ach ja, und in Ebreichsdorf würde bald Céline Dion singen, wir würden in 10 Jahren bei der Fußball-WM vor Deutschland liegen - das als Frank'sche Prognose 2003/04 - und seine Partei weltgeschichtliche Bedeutung haben. Vielleicht deshalb, weil das Team Stronach in Wahlen den ersten Platz plus absolute Mehrheit erreicht. Um Gewerkschaften abzuschaffen und die Todesstrafe einzuführen.

Das frechste Kabarett käme nicht auf solche Ideen. All das hat Stronach echt gesagt. Keiner der jetzigen Parteivertreter hatte den Mumm, es als wirres Gerede zu bezeichnen. Immerhin betont Kathrin Nachbaur laufend, dass man keinen Fehler ausgelassen habe. Die Frage ist aber, ob mögliche Wähler glauben, dass es nun besser wird.

In einer ORF-Diskussion musste Gerhard Köfer, Kärntner Landesrat der Partei, zugeben, dass es in seinem Bundesland exakt vier (!) Mitglieder gibt. Obwohl man damals neben ihm über vier Abgeordnete - also insgesamt fünf Mandatsträger - verfügte. Auf dieser Zahlenbasis eines Zwergvereins kam es zur Spaltung. Gestritten wurde, wer mit wessen Frau ein Verhältnis hatte. In Salzburg und Niederösterreich wechselten Landesorganisationen den Namen und der Bundespartei kamen nach finanziellen Zwistigkeiten die Mandatare abhanden.

Kaum Mitglieder

Auch national gibt es weniger Parteimitglieder, als eine Fußballmannschaft Spieler hat. In der Steiermark bejubelt man als Rekordwert eine mit Mühe und Not dreistellige Mitgliederzahl, von denen die Mehrheit inaktiv ist. Um jedoch trotz aller Skurrilitäten fair zu sein: Ist deshalb alles vom Team Stronach Gesagte nur Unsinn?

Sind nicht viele für ein neues Steuersystem? Wem bereitet die Staatsverschuldung kein Bauchweh? Wer von uns schimpft nie über Auswüchse des Amtsschimmels? Ist es absurd, sich über die da oben in Verwaltung, Kammerwirtschaft und Medien aufzuregen?

Eine Kampagne für weniger Steuern betreiben allerdings SPÖ- und ÖVP-Gewerkschafter mit größeren Erfolgschancen. Um die Bürokratie zu reformieren, sind die Vorschläge des Rechnungshofs glaubwürdiger. Den Spagat von einst Milliardärshobby und heute Vertreter der kleinen Leute schaffen Stronachs Nachfolger ohnehin nicht. Wer eine Unternehmerpartei will, findet zudem bei ÖVP und Neos genug Verbündete.

Protestwähler

Wen interessiert es also, ob jemand aus dem Team Stronach als fünfter oder sechster Parteivertreter etwas Richtiges sagt? Früher waren es speziell Männer aller Altersgruppen, die sich zu Zehntausenden von der FPÖ kommend der Partei zuwandten. Heute können Stronachs Nachfolger Protestwählern kaum etwas anbieten, was nicht Heinz-Christian Straches FPÖ besser kommuniziert. Wohin daher der Weg der Partei führen soll? Ex-Klubobmann Robert Lugar ist offenbar seit der Nationalratswahl ratlos: "Ich bin überzeugt, dass wir eine Strategie haben, nur kenne ich sie nicht!"

Dem Team Stronach droht ein BZÖ-Schicksal. Die Partei wurde zunehmend bedeutungslos, war jedoch im Nationalrat vertreten. Da dauert es ein paar Jahre, bis man als prominenter Untoter endgültig verschwindet.