Bisher hat Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl den Einsatz gegen randalierende Demonstranten am Freitagabend immer verteidigt. Nun lässt er mit neuen Tönen in einem Interview mit dem Ö1-Morgenjournal aufhorchen. Erstmals befindet Pürstl, dass der Einsatz nicht "optimal verlaufen ist". Konkret nennt er die Ausschreitungen am Stephansplatz. Hier könnte die Polizei unter Umständen zu defensiv vorgegangen sein und zu lange eine deeskalierende Taktik beibehalten haben. "Vielleicht hätte man dort viel schneller Front zeigen müssen. Aber das muss man evaluieren." Ist man möglicherweise zu defensiv vorgegangen? "Das kann unter Umständen sein", erwidert der Polizeipräsident im Interview.

Innenministerin: Einsatz "vorbildlich"

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hatte den Wiener Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl gegen die Kritik am Polizeieinsatz bei der Demonstration gegen den Akademikerball am vergangenen Freitagabend verteidigt. Die Polizei habe "vorbildlich" gehandelt, sagte Mikl-Leitner am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz. Den Einsatzbericht erwarte sie in den nächsten Tagen.

Vor allem die Grünen, aber auch Teile der SPÖ und der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hatten heftige Kritik am Einsatz der Polizei gegen die zum Teil gewaltsamen Proteste gegen die FPÖ-Veranstaltung geübt. Der Polizei war vorgeworfen worden, zu einer Eskalation der Situation beigetragen zu haben. Auch das weiträumige Platzverbot und das Vermummungsverbot sowie die Beschränkungen für Journalisten bei der Berichterstattung aus der Sperrzone waren auf Kritik gestoßen.

Schwere Schäden

Insgesamt 30 schwer beschädigte Geschäfte in der Wiener Innenstadt zählt die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) nach den Ausschreitungen rund um den am vergangenen Freitag veranstalteten Akademikerball in der Hofburg. Besonders betroffen sind die Wipplingerstraße, der Graben und die Bognergasse, wie die WKW am Mittwoch in einer Aussendung mitteilte.