Gulasch oder Eintopf. Mehr Auswahl gibt es an diesem Mittwoch nicht in der Kantine der Grazer Gablenz-Kaserne. Denn das halbe Küchenpersonal hat die Kochschürze gegen den Kampfanzug getauscht und zieht auf dem Garnisonsübungsplatz Pöls ins Gefecht. "Rechts schießen, links vorwärts!", hallt es durch das Gestrüpp.

Hier üben Systemerhalter. Aus fünf Wahlmodulen konnten die Rekruten der Stabskompanie im Militärkommando auswählen. Mehr als die Hälfte hat sich für "Schießen/Gefechtsdienst" entschieden, ein Drittel für Sport. "Toll, dazu kommen wir ja sonst nie", ist Valentin Aichholzer begeistert. Nach der Grundausbildung wurde der HTL-Absolvent der "Küchenbrigade" zugeteilt. Jetzt darf er sich zumindest tageweise wieder als Soldat fühlen.

Was zunächst in einigen Kasernen getestet wurde, betrifft jetzt alle Einrückenden. Ein Pflichtmodul Katastrophenhilfe und ein Wahlmodul im Ausmaß von je 35 bis 40 Stunden sollen das Militär erlebnisreicher und die Rekruten einsatzfähiger machen. Diese erste spürbare Neuerung im Grundwehrdienst kommt auch bei den Ausbildern gut an. Weil das Schießen so beliebt ist, wird mehr Munition zugeteilt und Rekruten dürfen sogar mit dem Duellsimulator üben, der sonst der Kampftruppe vorbehalten ist. "Vor einem Jahr wäre das kaum möglich gewesen", meint Hauptmann Roland Adam, Kompaniekommandant-Stellvertreter.

Maßnahmen laufen erst an

Am 20. Jänner 2013 sprach sich eine klare Mehrheit der Österreicher für die Wehrpflicht aus. Zum Jahrestag warnt Heeressprecher Oberst Michael Bauer vor zu hohen Erwartungen: "Wir ziehen erst am 31. Dezember Bilanz, vieles ist noch im Anlaufen." Punktuelle Verbesserungen für die Soldaten sind schon zu erkennen, wie neue Hosen und Leibchen bei der Stellung, WLAN am Truppenübungsplatz, standardisierte Befragungen der Rekruten oder neue Inhalte auf der Bundesheer-Homepage. Auch in Sachen Menschenführung hat sich im Kader einiges getan.

Schwieriger gestaltet sich da schon die Umsetzung jener Anliegen, die Verteidigungsminister Gerald Klug als zentral formuliert hat: Deutlich weniger Burschen sollen als Systemerhalter, mehr in der Truppe dienen. Doch unter den derzeitigen Rahmenbedingungen könnten die Einsatzverbände nicht viel mehr als 500 Rekruten pro Jahr zusätzlich ausbilden. Außerdem dürfen rund 4000 Einrückende jährlich (Tendenz steigend) wegen verminderter Tauglichkeit gar nicht zur Einsatzausbildung.

14 Prozent an Kellnern und Küchengehilfen wurden laut Ministerium schon eingespart, indem man etwa Soldatenheime und Cafeterias zusammenlegte. Doch dagegen regt sich Widerstand. "Bedienstete, vor allem Zivilpersonal, wollen die Einrichtungen nicht mit Grundwehrdienern teilen", weiß ein Mitarbeiter. Heuer will man die Zahl der Chauffeure um ein Zehntel reduzieren, die der "Selbstfahrer" erhöhen. Das führt aber zu teuren Mehrdienstleistungen bei Kadersoldaten.

Wie überhaupt die zu erwartenden Mehrkosten wichtige Vorhaben einbremsen. Minister Klug klammerte zwar die Wehrdienstreform aus den Sparplänen beim Heer aus. Die jährlich rund 30 bis 50 Millionen Euro, die der Generalstab für Verbesserungsmaßnahmen intern umschichten will, werden aber nicht reichen. Denn der größte Brocken steckt in der veralteten Infrastruktur. Alleine für die Sanierung von Unterkünften und Sanitäranlagen in einigen ausgewählten Kasernen wurde ein Bedarf von 114 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren errechnet.