Herr Minister - wenn die Anrede am Tag vor Ihrer offiziellen Angelobung gestattet ist: Wenn Sie sich in drei Sätzen selbst charakterisieren müssten, wie würden Sie Gerald Klug beschreiben?

GERALD KLUG: Ich würde mich als sorgfältig, willensstark, zielstrebig, manches Mal ein bisschen ungeduldig beschreiben.

Das eine hängt wahrscheinlich mit dem anderen zusammen.

KLUG: Ich gehe davon aus.

Sie haben gearbeitet und nebenbei studiert. Mit Nachtschichten?

KLUG: Ich habe während meines Studiums im ÖGB, in der Metallarbeitergewerkschaft in Graz gearbeitet und das Vollzeit. Die Studienordnung hat eine sehr eingeschränkte Anwesenheit an der Uni ermöglicht. Vieles ist über Skripten, Lehrbücher und im Heimstudium abgelaufen. Das hat aber bedeutet, dass ich während der Zeit meines rechtswissenschaftlichen Studiums de facto kein Privatleben hatte und auch der ganze Urlaub aufgegangen ist.

Wie lange ging das so?

KLUG: Es war eine lange Zeit, in Summe acht Jahre.

Sie hatten nur einen Pflichtschulabschluss, mussten die Studienberechtigungsprüfung machen?

KLUG: Ja, der Weg war sehr weit. Von allen, die über die Studienberechtigungsprüfung an die Uni kommen, erreichen nur vier bis sechs Prozent das Ziel - ich habe mir die Statistiken angeschaut. Wenn man das nicht straight durchzieht, hat man verloren.

Die Plagiatsprüfung für die Diplomarbeit haben Sie bestanden? Bei Verteidigungsministern muss man das fragen, nach dem Fall Guttenberg in Deutschland.

KLUG: Ich kann mich entspannt zurücklehnen. Meine Diplomarbeit ist in Ordnung.

Was hat Sie in die Politik getrieben? Mit Jus kann man auch ein gut verdienender Wirtschaftsanwalt werden. In der Politik ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass man sich unbeliebt macht.

KLUG: Das stimmt, aber ich bin schon von meinem Elternhaus her so aufgewachsen und sozialisiert worden. Mein Vater war Betriebsratsvorsitzender bei Simmering-Graz-Pauker in Eggenberg. Ich habe dort als Dreherlehrling begonnen nach meiner Pflichtschule. Ich war relativ schnell auch im Jugendvertrauensrat aktiv, kam dann zur Gewerkschaftsjugend und über diese 1990 in die Metallarbeitergewerkschaft, als Gewerkschaftssekretär. Das war mein erstes Andocken an die Politik und es hat mich schon sehr fasziniert.

Sie wüssten zwar noch nicht viel vom Bundesheer, hätten aber Managerqualitäten, haben Sie bei Ihrer Vorstellung gesagt. Ist Politik einfach Management oder gibt es für Sie da Unterschiede?

KLUG: Ja, die gibt es, ich glaube nicht, dass es dasselbe ist. Ich betrachte Politik als das Einbringen von persönlichen Zielen und Wertvorstellungen, als den Versuch, auch andere dafür zu gewinnen. Beim Management in der Gewerkschaft ging es mehr darum, auszuloten, was drinnen ist und was beide Verhandlungsparteien mittragen können.

Wenn man Sie reden hört, hat man das Gefühl, Verhandlungen machen Ihnen Spaß.

KLUG: Ja, schon. Ich habe einen Riesenspaß daran, Lösungen zu finden.

"Die Presse" hat das Amt, das Sie da übernehmen, als "Himmelfahrtskommando" bezeichnet. Sehen Sie das auch so?

KLUG: Ein deutliches Nein! Es ist nicht nur eine ehrenvolle Aufgabe, es ist eine spannende Aufgabe. Aber klar - die Zeit bis Ende September ist überschaubar.

Sie haben in zwei verschiedenen Kasernen Präsenzdienst gemacht, in Graz und in Klagenfurt. Damals sei Ihnen schon aufgefallen, dass einiges zu verbessern wäre, haben Sie gesagt. Was genau?

KLUG: Ich hätte mir gewünscht, dass ich von den Kollegen damals im Grundwehrdienst weniger oft gehört hätte: "Warum mache ich denn das überhaupt?" Die jungen Grundwehrdiener sollten ihren Präsenzdienst als sinnvolle Zeit in ihrem Leben betrachten.

Was ist den Kollegen denn als sinnlos aufgefallen?

KLUG: Wenn der Leerlauf groß ist, wenn sie nicht erkennen, welche Aufgabe sie im Konkreten haben und wofür diese Aufgabe gut ist.

Also sollten Offiziere ihre Befehle nicht nur geben, sondern auch erklären?

KLUG: Ich glaube schon.

Kommen wir zur SPÖ: Was wären die drei wichtigsten Wertvorstellungen, die Sie in die Politik bringen wollen?

KLUG: Als Überbegriff würde ich Gerechtigkeit nennen. Ich komme aus der Sozialpolitik, da sind mir natürlich sozialer Ausgleich und Chancengleichheit ein besonderes Anliegen. Ich will nicht sagen, ich bin ein Gerechtigkeitsfanatiker, aber Gerechtigkeit ist mir ein sehr zentrales Anliegen.

Ihr Vorgänger wurde oft als Parteisoldat bezeichnet und schien auch stolz darauf zu sein. Passt das Wort auf Sie auch?

KLUG: Ich bin anders sozialisiert worden, in der Gewerkschaftsfraktion. Da lernt man die Partei anders kennen. Wir haben konkrete Vorstellungen von unseren Anliegen in die Gesamtpartei einbringen wollen. Wir waren sehr zielstrebig, sehr vehement, wenn es um Arbeitsmarktpolitik ging oder die Ausbildungschancen der Jugend.

Manchmal auch gegen die Partei?

KLUG: Da waren wir schon gelegentlich mit der Partei nicht immer so ganz einer Meinung, zumindest am Anfang. Wir haben uns dann bemüht, die Stoßrichtung so voranzutreiben, dass wir zu schönen Ergebnissen kommen.

Also nicht Parteisoldat, sondern Partisan?

KLUG: (lacht) Ich sage: anders sozialisiert.

Der steirische Landeshauptmann und SPÖ-Chef Franz Voves hat die Partei heftig kritisiert. Sie habe zu den Menschen den Kontakt verloren. Hat er recht?

KLUG: Franz Voves als Landesparteivorsitzender verwendet derzeit sehr viel Kraft, um die SPÖ Steiermark zu modernisieren. Ich glaube, dass er manche Punkte zu Recht anspricht. Einige Dinge müssen in der sozialdemokratischen Partei so adaptiert werden, dass die Menschen wieder das Gefühl haben, ein gutes Stück des Weges mit uns gemeinsam gehen zu wollen.

Was heißt das konkret?

KLUG: Wir haben mit Sicherheit im Bereich der Jugendthemen Aufholbedarf.

Sie waren Fraktionschef im Bundesrat und sind dennoch wenig bekannt. Was sagt das über die Bedeutung des Bundesrats?

KLUG: Ich habe mich bemüht, unsere Arbeit auch nach außen darzustellen.

Die Frage war ja nicht als Vorwurf an Sie gemeint, sondern auf den Bundesrat allgemein bezogen. Braucht man ihn überhaupt?

KLUG: Ich persönlich würde es als eine sinnvolle Aufgabenstellung für den Bundesrat sehen, jungen, interessierten Politikerinnen und Politikern einen Einstieg in das parlamentarische Geschehen zu ermöglichen. Das könnte ein toller Platz für junge Politikerinnen und Politiker sein, ihre Wertvorstellungen und politischen Überzeugungen einzubringen.

Schon auf Ihren ersten Fotos ist aufgefallen, dass Sie offenbar viel Wert auf gut sitzende Anzüge legen. Sind das Maßanzüge?

KLUG: Es sind keine Maßanzüge, es ist Stangenware. Aber ich lege Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Ich weiß aber auch, dass es für Menschen, die sich in der Öffentlichkeit bewegen, grundsätzlich wichtig ist. Ansonsten bedanke ich mich für das Kompliment.

Sie sind Weinliebhaber. Was ist Ihr Lieblingswein?

KLUG: Es ist der steirische Sauvignon oder der steirische Muskateller.

Keine bestimmte Marke?

KLUG: Nein.

Dass Sie Koch sind, stand auch zu lesen. Was kochen Sie gern?

KLUG: Ich bin gerne in der italienischen und französischen Küche zu Hause. Wenn es die Zeit erlaubt, auch gerne mit viel Hingabe.