V or zehn Jahren ist Schwarz-Grün gescheitert. Bedauern Sie das?

EVA GLAWISCHNIG: Damals habe ich es bedauert. Wenn das Ergebnis gepasst hätte, wären uns die Korruptionsaffären erspart geblieben. Die ÖVP hat die historische Chance nicht erkannt. Was wäre aus Schüssel geworden, hätte er das schwarz-grüne Projekt als Zugeständnis an eine neue Politik durchgezogen?

Heute liebäugeln Sie mit Rot-Grün?

GLAWISCHNIG: Heute sind wir selbstbewusster. Früher war die Äquidistanz wichtig. Ich sehe es pragmatisch. Wo wir eine neue politische Kultur starten können, ohne Korruption und Proporz, sind wir zur Kooperation bereit.

Das gilt für SPÖ und ÖVP?

GLAWISCHNIG: Absolut. In Oberösterreich hat Anschober Schwarz-Grün als Vorzeigeprojekt begründet.

Ist die ÖVP unter Spindelegger nicht anders als unter Josef Pröll?

GLAWISCHNIG: Ja, sie hat sich rückwärts entwickelt. Da war schon mehr Offenheit da, etwa in der Bildung.

Und die SPÖ?

GLAWISCHNIG: Welche Prägung hat Faymann dem Land gegeben? Er ist kein Reformvorhaben wirklich angegangen. Er hat sich selten getraut, sein politisches Gewicht in die Waagschale zu werfen. Das Einzige, was ich honoriere, ist sein EU-Schwenk.

Heuer gibt es fünf Wahlen. Wo wollen Sie in die Regierung?

GLAWISCHNIG: Wir wollen überall alte Strukturen aufbrechen. In Kärnten hoffe ich, dass wir gemeinsam mit SPÖ und ÖVP Dörfler und die FPK rückstandslos aus der Regierung entfernen. Man weiß aber nicht, ob die SPÖ nicht doch wieder umfällt.

In Niederösterreich wollen Sie Prölls Absolute brechen. Dafür brauchen Sie Stronach. Was halten Sie von ihm?

GLAWISCHNIG: Wovon wir nicht mehr brauchen, sind autoritäre Figuren. Bei Stronach sind alle Mitstreiter nur Marionetten. Außerdem driftet er immer weiter nach rechts ab.

Ist es vorstellbar, dass die Grünen Pröll zum Landeshauptmann machen, wenn er die Absolute verliert?

GLAWISCHNIG: Das schließe ich nicht aus. Pröll müsste allerdings einen Kassasturz vornehmen, für Transparenz bei den Wohnbaugeldern sorgen und eine Demokratiereform angehen. Sich zu Beginn einer Landtagssitzung mit den Worten zu verabschieden, jetzt gehe ich arbeiten, ist vorsintflutlich.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass Sie Ende des Jahres in der Regierung sitzen?

GLAWISCHNIG: Fragen Sie mich was Leichteres. Wir haben einen hohen Anspruch. Bei der Bildungspolitik wundere ich mich, warum es nicht möglich ist, in Österreich überall Ganztagsschulen anzubieten. Das wäre für die Kinder viel vernünftiger, etwa mit zwei Sportstunden am Tag. Entscheidend ist auch die Einsetzung eines U-Ausschusses als Minderheitenrecht.

Ist der Ausstieg aus dem Eurofighter eine Koalitionsbedingung?

GLAWISCHNIG: Da wird es noch einen U-Ausschuss geben, der mit Sicherheit Ansatzpunkte liefert, um aus dem Vertrag endgültig auszusteigen.