Die Bundesstelle für Sektenfragen hat am Donnerstag dem Parlament ihren Jahresbericht 2023 übermittelt. Aus diesem geht hervor, dass es im Vorjahr 404 Beratungsfälle und insgesamt fast 1500 Kontakte gab. Am häufigsten waren Anfragen mit christlichem Hintergrund (82 Fälle) und aus dem Gebiet der Esoterik (71). Islamischer Hintergrund war nur in 9 Fällen Grund der Anfrage.
Die Sektenstelle war vor 25 Jahren eingerichtet worden, seither wurden 12.900 Fälle und 38.000 betreute Personen gezählt. Ein Grund für deren Einrichtung war eine weltweite Häufung von Gruppenselbstmorden und Anschlägen im Kontext von Sekten in den 90er Jahren. Im Laufe der Zeit hätten große Gemeinschaften an Einfluss verloren haben, heißt es in dem Bericht. Dafür etablierte sich eine Szene mit vielen Einzelanbietern.
Sonderauswertung zu häuslichem Unterricht
Ab 2014 entwickelte sich ein Arbeitsschwerpunkt um die Staatsverweigerer, die Corona-Pandemie führte dann zu einem starken Anstieg von Verschwörungstheorien. Auch der häusliche Unterricht mit der oft einhergehenden Abschottung der Kinder ist ein relevantes Thema für die Sektenstelle, zuletzt waren es neue Trends auf der sozialen Plattform Tiktok, wie „WitchTok“, der sich mit Schutz- und Liebeszauber beschäftigt.
Eine Sonderauswertung beschäftigt sich im Jahresbericht mit dem häuslichen Unterricht. Die Zahl der Abmeldungen von Kindern von der Schule hat sich in der Corona-Pandemie deutlich erhöht, ging seither zwar zurück, aber blieb zuletzt auf einem höheren Niveau als vor 2020. In Österreich wurden 2023 rund 3300 Kinder häuslich unterrichtet. „Manche Personen oder Gemeinschaften missbrauchen das Recht auf häuslichen Unterricht dazu, um ihre Ideologie zu verbreiten bzw. junge Menschen von der Außenwelt abzuschotten“, heißt es.
Die Sektenstelle schreibt: „Der häusliche Unterricht darf kein Schlupfloch für extremistische Ideologien und demokratiefeindliche Bewegungen werden, die damit Parallelgesellschaften aufbauen. Das Kindeswohl muss vorrangig behandelt werden.“ Als Empfehlung an die Politik wird unter anderem eine bessere Datenlage gefordert, mehr Kontroll- und Eingriffsrechte durch die Schulbehörden, eine Prüfung der Gleichwertigkeit zum Schulunterricht sowie eine höhere Gewichtung der psychosozialen Entwicklung der Kinder.