Knapp sechs Monate vor der Wahl nimmt der personelle Aderlass in den türkisen Kabinetten langsam an Fahrt auf. Das ist nicht weiter verwunderlich, da die ÖVP durch den Wahltriumph von Sebastian Kurz 2019 aktuell mit Regierungs- und Kabinettsmitgliedern mehr als gesegnet ist. Noch dazu regiert man mit einem kleinen Koalitionspartner, das türkise Übergewicht in der Regierung ist mit Händen zu greifen.

Derzeit sitzen 13 ÖVP-Politiker fünf Grünen in der Bundesregierung gegenüber. Nach der Wahl wird die Volkspartei einen Teil der Ministerien wieder räumen müssen, das Pendel wird wieder zurückschlagen. Selbst wenn die ÖVP weiterhin den Kanzler stellen sollte, wird man sich die Ressorts wahrscheinlich mit zwei anderen Parteien teilen müssen.

Vor zehn Tagen wurde bekannt, dass der Sprecher von Frauen-, Familien und Integrationsministerin Susanne Raab, Jochen Prüller, die Regierung verlässt und sich selbstständig macht. Dieser Tage verabschiedet sich der einstige Journalist mit einer neuen Agentur in die Selbständigkeit. Prüller war einst Pressesprecher von Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss, dann wechselte er in die ÖVP-Bundespartei.

Nun sickerte durch, dass auch die Sprecherin von Arbeitsminister Martin Kocher, Caroline Göschl, der Politik den Rücken kehrt. Die ehemalige ÖVP- und spätere Aschbacher-Sprecherin übernimmt die Kommunikationagenden im Dachverband der Sozialversicherungsträger, der von Peter Lehner und Andreas Huss geleitet wird.

Letzte Woche trat die bisherige Kabinettschefin von Wissenschaftsminister Martin Polaschek, Eva Gollubits, ab. Die Burgenländerin gehörte dem Team der einstigen ÖAAB-Chefin und späteren Innenministerin Johanna Mikl-Leitner an. Gollubits wechselt ins Innenministerium als Gruppenleiterin.

Der ÖVP droht bei der für Ende September geplanten Nationalratswahl ein saftiges Minus. Die Volkspartei muss im Parlament den Verlust von knapp einem Drittel der Mandate befürchten. Sofern die ÖVP nicht doch mit der FPÖ koaliert, steht Österreich eine Dreierkoalition ins Haus.