Mit einer Festveranstaltung hat die SPÖ am Samstag in Neudörfl im Bezirk Mattersburg den 150. Jahrestag des Plans ihrer Parteigründung gefeiert. In der burgenländischen (damals ungarischen) Gemeinde, in der am 5. und 6. April 1874 Vertreter der Arbeitervereine zu einer Delegiertenkonferenz zusammentrafen und ein erstes Parteiprogramm erarbeiteten, warnte Parteichef Andreas Babler vor einer „autoritären Wende“ in Österreich und Europa. Er plädierte für Zusammenhalt: „Wir müssen diese Demokratie schützen.“

Die tatsächliche Gründung der SPÖ bzw. ihrer Vorgängerpartei SDAP (Sozialdemokratische Arbeiterpartei) fand am Einigungsparteitag vom 30. Dezember 1888 bis zum 1. Jänner 1889 in Hainfeld statt. Dieses Datum gilt auch als Gründungstag der SPÖ. Bei der Veranstaltung in Neudörfl fehlte nicht nur Landesparteichef Hans Peter Doskozil, sondern auch sämtliche noch lebenden ehemaligen Parteivorsitzenden.

„Kampf gegen Erderhitzung oberste Priorität“

Babler plädierte unter anderem für persönliche Rechte auf leistbares Leben, Facharzttermine, die besten Bildungseinrichtungen und Altern in Würde. Außerdem müsse der Kampf gegen die Erderhitzung in der Politik zur obersten Priorität werden. „Wir haben ein Bild von sauberer Luft in den Städten, von naturnahen Landschaften, von Wildtieren, die nicht verschwunden sind, und von Gletschern, die noch immer da sind“, hielt er fest.

Dass die Sozialdemokratie Wahlen auch unter schwierigen Bedingungen gewinnen könne, habe sich in der Vergangenheit bereits mehrfach gezeigt. Das könne auch jetzt wieder gelingen – „mit dem Anspruch, die Lebensbedingungen für jeden Menschen zu verbessern“, so Babler.

Auch die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures betonte, dass die SPÖ seit ihrer Gründung „immer auf der Seite der Demokratie, immer auf der Seite der Freiheit“ gestanden sei. Es sei ihre historische Verantwortung, sich gegen antidemokratische Tendenzen zu stemmen. Für die anstehenden Wahlen zeigte sie sich zuversichtlich: „Das Gute liegt nicht hinter uns, sondern das Gute liegt jetzt vor uns.“

Fischer erinnerte an Zwistigkeiten im 19. Jahrhundert

Der frühere Bundespräsident Heinz Fischer blickte zurück in die Vergangenheit und plädierte für „Einheit, Solidarität und Disziplin“. Von der Delegiertenkonferenz mit 74 Vertretern der Arbeitervereine 1874 im damals noch ungarischen Neudörfl (Lajtaszentmiklós) bis zur offiziellen Gründung einer geeinten Partei im niederösterreichischen Hainfeld (Bezirk Lilienfeld) seien 15 Jahre vergangen – wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen Radikalen und Gemäßigten innerhalb der Partei, erläuterte Fischer. Seitdem seien Einheit, Solidarität und Disziplin mitentscheidend für den Erfolg der Sozialdemokratie gewesen. „Sie werden auch im 21. Jahrhundert von gleicher Wichtigkeit sein. Das ist meine Überzeugung“, so Fischer.