Ein Atomphysiker, der in Wien Taxi fährt, weil seine Ausbildung nicht anerkannt wird; ein Diplompfleger, der monatelang auf die Nostrifizierung wartet, um endlich arbeiten zu können; Spitäler, die händeringend Arbeitskräfte suchen, obwohl Leute aus Drittstaaten in Österreich leben, die einen Berufsabschluss vorweisen können – diese anachronistischen Zustände sollen endlich der Vergangenheit angehören.   

Bildungsminister Martin Polaschek kündigt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung an, dass er die Anerkennung von Bildungsabschlüssen aus Nicht-EU-Ländern auf neue Beine stellen will. Derzeit wenden sich Akademiker aus Drittstaaten an Fachhochschulen und Universitäten, die in teils aufwendigen Verfahren die Abschlüsse überprüfen. „Die aktuelle Situation ist unbefriedigend. Die Verfahren sind sehr kompliziert und dauern lang. Es muss künftig schneller und einfacher werden.“ EU-Bürger müssen sich nicht dieser Prozedur unterziehen.

Polaschek schwebt eine komplette Neuaufstellung der Nostrifizierung vor. „Ich kann mir vorstellen, dass es künftig eine zentrale Anlaufstelle gibt, die unter Einbindung von Experten das Verfahren qualitätsvoll abwickelt. Mittelfristig soll die Nostrifizierung an Fachhochschulen und Universitäten in der jetzigen Form abgeschafft werden. Damit werden auch die Institutionen entlastet. Die Qualität muss allerdings gewährleistet bleiben.“

Um das Projekt in Gang zu bringen, will Polaschek zunächst das Gespräch mit Wirtschaftsminister Martin Kocher suchen und in den nächsten Wochen einen Nostrifzierungsgipfel mit allen Stakeholdern einberufen. „Die Zeit drängt, da wir gerade im Gesundheitsbereich einen zusätzlichen Bedarf an Pflegekräften sehen.“

Wie kompliziert das aktuelle Verfahren abläuft, enthüllt die Präsidentin der „Österreichischen Fachhochschulkonferenz“ Ulrike Prommer, die auch der Hochschule in Krems vorsteht. 2022 hätten fünf Personen im Pflegebereich um eine Nostrifizierung angesucht, heuer seien es bereits 100 gewesen - aus Bosnien, Serbien, Kolumbien, Marokko und Tunesien. „Ich finde es wichtig, dass die Diskussion gestartet wird. Wir haben es derzeit mit einem sehr aufwendigen Prozess zu tun. Man muss das Prüfverfahren vereinheitlichen.“ Derzeit orientiere man sich bei der Nostrifizierung am jeweiligen Curriculum. Künftig sollte man die Ausbildungsverordnung als Basis heranziehen. „Eine komplette Zentralisierung sehen wir skeptisch.“