Zehn Monate nach ihrem unfreiwilligen Abgang als SPÖ-Chefin hatte Pamela Rendi-Wagner am Dienstagnachmittag ihren ersten öffentlichen Auftritt. Die designierte Chefin der EU-Gesundheitsagentur (ECDC) musste sich im EU-Parlament in Brüssel einem fast zweistündigen Hearing stellen. Die Anhörung der 52-jährigen Epidemiologin hatte konsultativen Charakter, sie musste sich keiner Abstimmung unterziehen. Die Koordinatoren des EU-Gesundheitsausschusses werden in den nächsten Wochen eine schriftliche Empfehlung abgeben, die der Präsidentin der EU-Kommission übermittelt wird.

In akzentfreiem Englisch – für österreichische Spitzenpolitiker eher ungewöhnlich – skizzierte sie ihre Pläne für ihre künftige Tätigkeit. Rendi-Wagner fühlte sich in ihrer neuen Rolle sichtlich wohl, hat sie doch in der Vergangenheit als Epidemiologin und Medizinerin in Wien, London und Tel Aviv geforscht und gearbeitet. Rendi-Wagner wird im Juni bei der ECDC, die in Solna bei Stockholm beheimatet ist, ihre Arbeit aufnehmen.

Rendi-Wagner machte in ihrer Wortmeldung deutlich, dass Corona nicht die letzte Pandemie war. „Wir werden mit weiteren Pandemien konfrontiert werden.“ Der Klimawandel dürfte sich sogar als „Treiber“ für neue Pandemien entpuppen. Eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Pandemien spielt das Instrument der Impfung. Das fehlende Vertrauen in die Wissenschaft und die Medizin bereiten der ehemaligen Gesundheitsministerin Kopfzerbrechen. Ursache seien „Fehlinformationen und Fake News in den sozialen Medien.“

Rund zehn Abgeordnete meldeten sich im Zuge der Sitzung zu Wort, einige Mandatare strichen Rendi-Wagners Kompetenz hervor und beglückwünschten sie zur Ernennung. Nur ein Parlamentarier der in Finnland beheimateten Schwedischen Volkspartei übte Kritik am „Hinterzimmerdeal.“ Österreichische Abgeordnete meldete sich nicht zu Wort.