Einen Tag vor dem EU-Sondergipfel zum Brexit sucht die unter starkem Druck stehende britische Premierministerin Theresa May am Dienstag Unterstützung in Berlin und Paris. Sie wird mittags die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in Berlin treffen. Merkel will einen EU-Austritt ohne Deal vermeiden.

Am Abend spricht May dann mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Er sieht eine weitere Verschiebung des Austritts mit großer Skepsis. Die Europäische Union könne nicht dauerhaft "Geisel" einer politischen Krisenlösung in London sein, erklärte er kürzlich.

May will beim Gipfel am Mittwoch um eine Verlängerung der Austrittsfrist bis zum 30. Juni bitten. Die EU machte klar, dass May dafür einen Plan vorlegen muss, wie es weitergehen soll. Bisher ist die Trennung Großbritanniens von der EU an diesem Freitag (12. April) geplant.

EU-Ratspräsident Donald Tusk hat hingegen eine Verzögerung von bis zu zwölf Monaten vorgeschlagen - mit der Option, die EU früher zu verlassen, wenn eine Einigung auf ein Brexit-Abkommen gelingt. Der Vorschlag ist auch als "Flextension" oder "Flexi-Brexit" bekannt.

Wahl am 23. Mai?

Bei einer Verschiebung des Brexits über den 22. Mai hinaus müssten die Briten am Folgetag an der Europawahl teilnehmen. Das bestätigte eine Regierungssprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur in London. Nach eigenen Angaben ist die britische Regierung auf eine Teilnahme an der EU-Wahl vorbereitet. Plan ist weiterhin ein Austritt vor dem 22. Mai.

Mehr Spielraum fürs Parlament

Das britische Oberhaus hat indes gegen den Willen der Regierung für eine Gesetzesvorlage gestimmt, die dem Parlament mehr Kontrolle über den Brexit-Prozess zusichert. Die Queen stimmte zu. Demnach dürfen die Volksvertreter Premierministerin Theresa Mays Antrag bei der EU auf eine Verschiebung des Austrittstermins bis zum 30. Juni genau überprüfen und gegebenenfalls auch ändern.

Das Gesetz geht nun zurück ins Unterhaus, wo es noch im Laufe des Abends endgültig verabschiedet werden soll. Bisher ist der Brexit für Freitag (12. April) geplant, notfalls ohne Abkommen mit der EU. Sollte sich der Austritt über den 22. Mai hinaus verschieben, müsste Großbritannien einen Tag später an der Wahl des EU-Parlaments teilnehmen.