In Österreich sind momentan nur noch rund 400 Menschen an Covid-19 erkrankt. Die Zahl der Patienten im Krankenhaus ist im 24-Stunden-Vergleich erneut gesunken, die Zahl der Intensivpatienten ist aktuell einstellig.

Schweden, das einen Sonderweg ging, verzeichnete dieser Tage bisher die höchste Anzahl von Corona-Neuinfektionen, rund 1500 Neuerkrankungen gab es zuletzt binnen eines Tages, teilte die Gesundheitsbehörde mit. Der Rekord-Anstieg sei eine „direkte Konsequenz vermehrter Tests“. Dadurch seien auch Fälle erfasst worden, bei denen die Betroffenen nur milde Symptome gezeigt hätten. Insgesamt seien nunmehr knapp 50.000 Infektionen bestätigt. Pro Kopf sind das deutlich mehr als in den benachbarten nordeuropäischen Ländern, aber weniger als in den am schlimmsten betroffenen europäischen Staaten Spanien, Großbritannien und Italien.Die Sterblichkeitsrate in Schweden liegt allerdings höher als in anderen nordischen Staaten, die strengere Maßnahmen ergriffen haben.

Während sich in Europa die Lage aber grundsätzlich verbessert, steigt die Zahl der Infektionen weltweit rapide an. Besonders verschärft hat sich die Lage in Lateinamerika, Afrika, Russland und den USA, wo das Coronavirus immer mehr Opfer fordert. Derzeit besonders betroffen sind fünf Staaten: Brasilien, Mexiko, Peru, Indien und Südafrika (siehe Info-Kästen).

Weltweit haben sich mittlerweile 7,6 Millionen Menschen mit dem Coronavirus angesteckt, mehr als 425.000 Menschen sind bereits daran gestorben. Allein in Russland ist die Zahl der nachgewiesenen Infektionen auf mehr als 500.000 gestiegen, teilten die Behörden mit. In den USA haben sich nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC inzwischen schon mehr als zwei Millionen Menschen angesteckt. Ende Februar hatte Präsident Donald Trump noch getwittert: „Das Coronavirus ist in den USA sehr gut unter Kontrolle.“

Zu einem besonderen Brennpunkt entwickelt sich nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO Lateinamerika. Mehr als 70.000 Menschen sind dort bereits an dem Virus gestorben.

Verbreitung beschleunigt sich

Am stärksten betroffen ist Brasilien, das bereits mehr als 40.000 Tote zu beklagen hat. Auch die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (Paho) warnt: Die Verbreitung des Virus scheine sich „weiter zu beschleunigen“. Paho-Chefin Carissa Etienne rief die südamerikanischen Länder zuletzt auf, im Kampf gegen Corona nicht nachzulassen. Für die meisten Staaten sei jetzt „nicht die Zeit, die Beschränkungen zu lockern oder Präventivmaßnahmen zu reduzieren“.

Der größte Teil der Weltbevölkerung laufe weiterhin Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, erklärte auch WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, den Fuß vom Pedal zu nehmen“, warnte er. Die größte Gefahr in Ländern mit fallenden Zahlen seien Selbstzufriedenheit oder Nachlässigkeit bei den Vorsichtsmaßnahmen.

  • Indien: In Indiens Hauptstadt Neu Delhi, aber auch in Mumbai werden die Spitalsbetten knapp. Nach Schätzungen benötigt allein Neu Delhi bis Ende nächsten Monats 80.000 Betten, um Corona-Infizierte behandeln zu können. Nach Angaben der Regierung verfügt die Stadt derzeit über 11.000 Spitalsbetten. Für Mediziner V. K. Paul, Leiter der Task Force der Regierung zur Bekämpfung der Pandemie ist ein Ende der Epidemie nicht abzusehen: „Dieser Kampf wird noch Monate andauern.“
Fiebermessen vor Schulbeginn in Südafrika
Fiebermessen vor Schulbeginn in Südafrika © AFP
  • Südafrika: Gut eine Woche nach den Lockerungen der Corona-Einschränkungen steigt in Südafrika die Zahl der Toten und Erkrankten dramatisch an. Am stärksten betroffen ist die Region im Südwesten, das Western Cape. Auch im Eastern Cape, Gauteng und Kwazulu-Natal breitet sich das Virus aus. In diesen vier Provinzen liegen Kapstadt, Port Elizabeth,
    Johannesburg, Pretoria und Durban. Präsident Cyril Ramaphosa erklärte, dass mehr als die Hälfte der Infizierten in den vergangenen zwei Wochen registriert wurden.

Protest gegen Brasiliens Corona-Politik
Protest gegen Brasiliens Corona-Politik © AP
  • Brasilien: Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hatte Covid-19 zunächst als „kleine Grippe“ abgetan. Die Zahl an Infizierten und Verstorbenen wollte er in der Statistik des Gesundheitsamts nicht bekannt geben lassen, was allerdings das oberste Gericht verhinderte. Brasilien hat mittlerweile eine der höchsten Corona-Todesraten weltweit. Laut WHO steht dem Land das Schlimmste aber noch bevor. Mit 100 symbolischen Gräbern am Strand der Copacabana haben Aktivisten zuletzt gegen Brasiliens Corona-Politik protestiert.

Alltag in Lima
Alltag in Lima © AP
  • Peru: Anders als im Nachbarland Brasilien nimmt Perus Regierung das Virus ernst, dennoch zeigt die Kurve der Neuinfektionen steil nach oben. Dabei hat der Andenstaat seit Mitte März die strengste Ausgangssperre auf dem Kontinent. Doch wer sich in der Hauptstadt Lima, in der ein Drittel der Bevölkerung lebt, mit Gelegenheitsjobs durchschlagen muss, kann nicht zu Hause bleiben. Das Gesundheitssystem sei kollabiert, der Alltag ein „Drama“, schilderte der Priester und Autor P. Juan Goicochea Calderon jüngst im Interview mit Kathpress.
Auf einem Markt in Mexiko Stadt
Auf einem Markt in Mexiko Stadt © AFP
  • Mexiko: Gut 100 Tage nach der ersten Corona-Infektion tun die Mexikaner so, als sei wieder alles so wie vor der Pandemie. Dabei sterben im zweitgrößten Land Lateinamerikas derzeit zwischen 350 und 1000 Menschen täglich. Vize-Gesundheitsminister Hugo López-Gatell warnt davor, die Krankheit auf die leichte Schulter zu nehmen: „In ganz Mexiko steht die Ampel auf Rot. Wir befinden uns im Moment der maximalen Ansteckungen mit Covid-19“. Mit mehr als 134.000 Infizierten steht Mexiko mittlerweile weltweit ganz weit oben, schreibt unser Korrespondent Klaus Ehringfeld aus Mexiko-Stadt.