Er hat seine Jugend und Studienzeit  in Graz verbracht, war schon früh politisch aktiv, zunächst als Bundesobmann der VP-nahen Schülerunion, dann als Pressesprecher von Justizminister Wolfgang Brandstetter, aktuell als Sprachrohr von Finanzminister Hartwig Löger. Im Sommer hat Jim Lefebre die oberste Sprosse einer EU-Karriereleiter erklommen: Nach zwei Jahren als Vizepräsident ist der enge Vertraute von ÖVP-Chef Sebastian Kurz, wenn auch interimistisch, zum Präsidenten der Jungen Europäischen Volkspartei (YEPP) aufgestiegen. Am Wochenende war er beim YEPP-Kongress in Athen Gastgeber des ersten Aufeinandertreffens von Manfred Weber und Alexander Stubb.  Beide Christdemokraten rittern um die Spitzenkandidatur für die EU-Wahl, diese Woche fällt im Kreis der EU-Volkspartei die Entscheidung.

Was Lefebres Aufstieg in den Kadern der Jungen ÖVP so ungewöhnlich macht: Er besitzt keinen österreichischen Pass. Seine Eltern sind Niederländer. Im Alter von sieben Jahren übersiedelte er mit seiner Familie in die Steiermark.

Es mag ein Paradox sein, gerade unter Türkis-Blau ist der Besitz eines rot-weiß-roten Passes nicht mehr unbedingt Voraussetzung für so manchen innenpolitischen Karriereschritt. Sven Wagner ist Bürochef von Regierungssprecher von Peter Launsky-Tieffenthal und gebürtiger Deutscher. In jungen Jahren arbeitete er bei der FDP unter Guido Westerwelle, ehe er nach einem Zwischenstopp in Singapur zunächst für Irmgard Griss und dann in der ÖVP-Parteizentrale den Social-Media-Auftritt professionalisierte.

Aus Bayern kommt Kathrin Schriefer, stellvertretende Pressesprecherin von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Auch die Opposition schaut nicht unbedingt auf den Pass: Ex-SPÖ-Chef Christian Kern holte Ex-SPD-Kampagnenchef Georg Brockmeyer in die Parteizentrale nach Wien. Klubdirektor der Salzburger Neos ist der Bayer Jonas von Einem.

Grenzen der Karrieren

Natürlich sind den Karrieremöglichkeiten für Nichtösterreicher klare Grenzen gesetzt. Um Kanzler, Minister, Landesrat, National- oder Landtagsabgeordneter zu werden, müsste Lefebre dem Beispiel von Wissenschaftsminister Heinz Faßmann folgend die österreichischen Staatsbürgerschaft annehmen (Faßmann tat dies 1994). Im Kernbereich der rot-weiß-roten Hoheitsverwaltung (Polizei, Militär, Justiz (Richter oder Staatsanwalt)) sind nur Österreicher erwünscht. In anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes wird nicht nach dem Pass verlangt. Auch Nichtösterreicher können als Uni-Professor oder Gymnasiallehrer eingestellt werden.

Um beim Beispiel zu bleiben: Der Niederländer Lefebre könnte bei den EU- oder den Gemeinderatswahlen (mit Ausnahme von Wien, das als Bundesland gilt) auf der ÖVP-Liste kandidieren, bei National- und Landtagswahlen ist dies allerdings nicht möglich. Die Regelung gilt auch nur für EU-Bürger.  Das Amt des Bürgermeister bleibt einem Nichtösterreicher zumindest in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Salzburg verwehrt.