Nach der Ankunft von mehr als 1200 Bootsmigranten binnen zweier Tage hat die spanische Regierung eine europäische Lösung gefordert. "Das Migrationsproblem ist ein Problem Europas und erfordert eine europäische Lösung", sagte Spaniens Innenminister Fernando Grande-Malaska am Samstag bei einem Besuch im Süden des Landes.

Am Samstag hat die Küstenwache 334 Menschen von 17 Booten gerettet, am Vortag waren es 888 Flüchtlinge. Vor allem in den vergangenen Wochen und Monaten ist die Zahl der ankommenden Asylsuchenden stark angestiegen. Seit Jahresbeginn kamen nach Angaben der Internationalen Migrationsorganisation (IOM) rund 21.500 Menschen in Spanien an. In Italien waren es knapp 18.000 und in Griechenland rund 24.300.

Spaniens sozialistischer Innenminister warf der konservativen Vorgängerregierung schwere Versäumnisse vor. Der Anstieg der Flüchtlingszahlen habe sich schon lange abgezeichnet, und die frühere Regierung habe "zu wenige Vorbereitungen" dafür getroffen, sagte Grande-Malaska. Er kündigte die Eröffnung eines Aufnahmelagers im südspanischen Algeciras für 600 Menschen an.

Migranten stürmten Zäune von Ceuta

Erst am Donnerstag hatten mehr als 600 Migranten teils mithilfe von Flammenwerfern Marke Eigenbau gewaltsam in die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta gestürmt. Die Grenzbeamten wurden kurz vor Sonnenaufgang überrumpelt, als die Flüchtlinge die gut sechs Meter hohen doppelten Grenzzäune überwinden konnten und EU-Gebiet erreichten.

Die Flüchtlinge hatten Beamte unter anderem mit Stöcken, Blechscheren und sogar aus Plastikflaschen selbstgebauten Flammenwerfern attackiert, hieß es von der Polizei. Einige der Männer hätten die Beamten auch mit Branntkalk beworfen, der beim Kontakt mit der Haut gefährliche Verätzungen verursache. Auch Kettensägen seien eingesetzt worden, um die Zäune zu durchschneiden.

Den Berichten zufolge liefen die meisten der Migranten nach der erfolgreichen Aktion ins Erstaufnahmezentrum in Ceuta. Vor den Kameras des spanischen Fernsehens versammelten sich Dutzende jubelnde Afrikaner. Sie schwenkten Fahnen und T-Shirts, reckten die Arme in die Höhe und skandierten "Bossa, bossa, bossa" (Sieg, Sieg, Sieg).