Wie viele Österreicherinnen und Österreicher sind diesmal wahlberechtigt? Mehr als beim letzten Mal?
Bekanntlich hat Österreich im Frühjahr erstmals die Schallmauer von neun Millionen Einwohnern durchbrochen. Man könnte meinen, dass wir es deshalb am Sonntag mit einer Rekordzahl an Wahlberechtigten zu tun haben. Dem ist aber nicht so. Am Sonntag sind 6,363 Millionen Österreicher wahlberechtigt, das ist um 33.323 weniger als bei der Nationalratswahl 2019 und um 19.018 weniger als bei der letzten Bundespräsidentenwahl 2016.

Wie lange sind die Wahllokale am Sonntag geöffnet? Wann und wo schließt das letzte?
Die meisten Wahllokale öffnen zwischen 7 und 8 Uhr früh. Ganz wenige sperren früher auf: Wiener Neustadt um 6 Uhr, Mooskirchen und Hermagor um 6.30 Uhr. Mit Ausnahme von Vorarlberg, wo bereits um 13 Uhr Wahlschluss ist, sind die meisten Wahllokale bis 16 Uhr geöffnet. Nur Wien und Innsbruck schließen erst um 17 Uhr.

Wann kennen wir das Wahlergebnis? Am Wahlabend oder erst am Montag?
Erstmals gibt es bei einer Wahl gleich vier Hochrechnungen. Sora arbeitet für den ORF, Peter Hajek für Puls24/ATV, OGM für ServusTV, Arge Wahlen für die APA. Man kann davon ausgehen, dass wenige Minuten nach 17 Uhr die ersten Hochrechnungen veröffentlicht werden – und zu dem Zeitpunkt bereits Klarheit besteht, wie die Wahl ausgegangen ist. Die für Montag angesetzte Auszählung der 958.126 Wahlkarten (zehn Prozent weniger als 2019) dürfte wenig daran ändern, weil diese in die Hochrechnung eingerechnet werden.

Ist das Rennen um das höchste Amt im Staat bereits gelaufen?
Glaubt man den Meinungsforschern, so ist das der Fall. Allerdings lagen 2016 alle Umfragen beim ersten Durchgang komplett daneben. Damals sahen alle Van der Bellen auf Platz eins, am Ende lag Norbert Hofer (FPÖ) mit 35,05 Prozent deutlich vor Van der Bellen, der auf 21,34 Prozent kam. Der Ex-Grünenchef hatte allerdings mit Irmgard Griss (18,94), Rudolf Hundstorfer (11,28) und  Andreas Khol (11,12) unmittelbare Konkurrenz.

Was ist diesmal anders als bei der letzten Bundespräsidentenwahl im Jahr 2016?
Der große Unterschied ist, dass sich Van der Bellen der Wiederwahl stellt. Alle Bundespräsidenten, die ein zweites Mal kandidiert haben, wurden in ihrem Amt bestätigt. Rudolf Kirchschläger erreichte 1980 79,87 Prozent, Heinz Fischer 2010 79,33 Prozent, Thomas Klestil 1998 63,42 Prozent. Mächtige Gegenkandidaten hatten bei der Wiederwahl Adolf Schärf (Julius Raab) und Franz Jonas (Kurt Waldheim), deshalb schaffte sie nur 55,41 bzw. 52,78 Prozent.

Wie steht es um die Gegenkandidaten, um die Herausforderer des Amtsinhabers? Was eint sie?
Noch nie traten bei einer Hofburg-Wahl so viele Gegenkandidaten an. Erstmals seit 1980 steht keine Frau am Wahlzettel. Van der Bellens Herausforderer kommen von den politischen Rändern und verstehen sich als Anti-Establishment-Kandidaten. Mangels Erfolgsaussicht haben ÖVP, SPÖ diesmal niemanden ins Rennen geschickt. Das war bei der Wiederwahl von Kirchschläger (1980), Klestil (1998) und Fischer (2010) auch schon so.

Was ist diesmal der große Unsicherheitsfaktor?
Sollten die Van-der-Bellen-Wähler am Sonntag in sehr großer Zahl zu Hause bleiben und der Chef der Bierpartei, Dominik Wlazny, sehr stark abschneiden, könnte es zu einer Stichwahl kommen. Laut Umfragen hätte dann FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz die größten Chancen auf Platz zwei. Zweiter Unsicherheitsfaktor: Die meisten Herausforderer, vor allem Gerald Grosz, Dominik Wlazny, Michael Brunner und Heinrich Staudinger, haben ihr Antreten, ihre mitunter starke Präsenz den sozialen Medien zu verdanken – ein komplett neuer Faktor in Wahlkampf.

Wann würde die Stichwahl stattfinden, sollte Van der Bellen nicht im ersten Durchgang mehr als 50 Prozent schaffen?
In genau vier Wochen, am 6. November.

Und was ist, wenn die Wahl wie bereits 2016 wieder aufgehoben wird?
Dazu müsste einer der Kandidaten eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof einbringen. 2016 wurde die Wahl am 4. Dezember wiederholt.

Wann beginnt die neue Amtszeit?
Van der Bellens Mandat endet am 26. Jänner 2023. Die nächste Periode läuft bis zum 26. Jänner 2029. Sollte Van der Bellen wiedergewählt werde, wäre er dann bereits 85.

Welche innenpolitischen Konsequenzen könnte das Wahlergebnis haben?
So gewichtige Konsequenzen wie 2016 werden es diesmal keine sein, damals trat knapp nach der für die SPÖ katastrophal ausgegangenen Wahl (Hundstorfer mit elf Prozent auf Platz vier) und einem Pfeifkonzert am 1. Mai am Rathausplatz in Wien SPÖ-Kanzler Werner Faymann zurück. Vier Aspekte erscheinen interessant – und relevant für die nächste Nationalratswahl 2023 (vorgezogen) oder 2024 (planmäßig): Erwächst der SPÖ mit Wlazny und der Bierpartei am linken Rand eine ernsthafte Konkurrenz? Bekommt die FPÖ mit Wallentin, sollte er der Politik treu bleiben, einen dauerhaften Gegner? War’s das mit der impfkritischen MFG? Wie groß ist aktuell das rechtspopulistische Lager?

Wie viel verdient der Bundespräsident?
Exakt 25.356 Euro.