Jetzt steht auch er auf der Abschussliste der Israelis. Der mächtige Hisbollah-Chef Scheich Hassan Nasrallah habe mit dem Angriff auf die nordisraelische Grenze "sein Schicksal selbst besiegelt", verlautete es kürzlich aus der israelischen Regierung. Der Anführer der radikalen Schiiten-Organisation wird diese Drohung sicher alles andere als auf die leichte Schulter nehmen – immerhin fiel auch sein Vorgänger Scheich Hussein Moussavi 1992 einem israelischen Angriff zum Opfer.

Hass. Noch mehr dürfte den Hass auf den südlichen Nachbarstaat jedoch der Tod seines ältesten Sohnes im Jahr 1997 geschürt haben. Muhammad Hadi, eines von sechs Kindern, starb 18-jährig im Kampf gegen israelische Soldaten. Er wird seither von der Hisbollah als Märtyrer verehrt. Auch das trug dazu bei, dass Nasrallah eine Symbolfigur für den Widerstand gegen die Israelis wurde.

Kampf. Der Mann mit schwarzem Vollbart und Turban war erst 32, als er nach dem Tod seines Vorgängers auf Betreiben des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khamenei zum Anführer der Schiitenmiliz gewählt wurde. Seither reiht der heute 45-Jährige im Kampf gegen Israel einen Erfolg an den anderen – der Hauptgrund für seinen Heldenstatus.

Offensive. Mehrmals schlug der bewaffnete Arm der Hisbollah unter Nasrallahs Führung Militäroffensiven der Israelis zurück. Seinen größten Triumph verbuchte der als gewiefter Taktiker bekannte Libanese schließlich im Jahr 2000, als Israel nach 22 Jahren Besatzung vollständig aus dem Libanon abzog. Nasrallah und Gefährten übernahmen daraufhin den Süden des Libanon und haben dort seither das Sagen. Das soziale Netz, das die Hisbollah für die dort lebende Bevölkerung gespannt hat, ließ ihre Popularität noch um einiges steigen.

Eskalation. Für die jetzige Eskalation macht Israel Nasrallah hauptverantwortlich. Denn seit ihrem Abzug gab es viele Provokationen durch die Hisbollah. Immer wieder wurden israelische Soldaten entführt oder getötet, 2003 starb ein 16-jähriger Zivilist durch ein libanesisches Geschoss.

Entführung. "Wir sind bereit, einen Preis zu zahlen", sagte Nasrallah nach der jüngsten Entführung von zwei israelischen Soldaten, die die Offensive im Libanon provoziert hatte. Für den Hisbollah-Chef selbst könnte es der höchste Preis sein.