Knappe 100 Kilometer nördlich von Kairo liegt die Stadt Tanta. Die Hauptstadt des Regierungsbezirks al-Gharbiyya ist auch die Heimatstadt von Mohammed El Heliebi. Seit 1968 in Österreich, verfolgt er seit Jahrzehnten die Entwicklungen in seinem Heimatland. Nicht nur für ihn und seine Familie waren die letzten 18 Tage ein Wechselbad aus Hoffnung, Sorge und Erschütterung. Auch der ägyptische Freundeskreis sorgt sich um die Sicherheit jener Landsleute, die ihr Schicksal nunmehr selbst in die Hand genommen haben. Gleich, ob in Ägypten oder Österreich, man solidarisiert sich mit den Mubarak-Gegnern am Tahrir-Platz.

"Egal, ob Mubarak oder Suleiman, die ganze Bande muss weg", steht für El Heliebi fest. Seit knapp 30 Jahren regiert Hosni Mubarak dank Notstandsgesetzgebung mit eiserner Faust das Heimatland des Grazers. "Nicht nur für Akademiker, für jeden Ägypter ist Mubarak eine Beleidigung". Regelmäßig gefälschte Wahlen, eine mit schärfsten Mitteln unterdrückte Opposition und eine vollkommen vernachlässigte Sozialpolitik sind sein Erbe. Die Staatsgewalt wollte und konnte sich seit Jahrzehnten Willkür leisten. Willkür, die nicht nur die religiöse Opposition zu spüren bekam, auch die Bürger auf der Straße konnten ohne große Begründung festgenommen, verhört oder geschlagen werden.

Maßlose Brutalität

Bei der Gewalteskalation vor wenigen Tagen zeigte das Regime Mubarak jedoch eine Bereitschaft zur Gewalt, die an der kriminellen Energie seiner Clique keine Zweifel mehr läßt, so El Heliebi. Mit den verschwundenen Milliarden auf ausländischen Konten, gedungenen Schlägern rund um den Tahrir-Platz und der maßlosen Brutalität gegenüber der demonstrierenden Bevölkerung, habe Mubarak auch noch den letzten Rest seiner Glaubwürdigkeit verloren – so er jemals eine besaß. Es geht jedoch nicht nur um Glaubwürdigkeit. Mubarak hat mittlerweile Blut an seinen Händen - und gehört dementsprechend vor den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.

Die Sorgen des Westens könne er zwar verstehen, doch in Ägypten könne sich eine iranische Revolution nicht wiederholen, davon ist Mohammed El Heliebi überzeugt: Zu verschieden die Länder und zu groß die Unterschiede in der politischen Landschaft. Von der westlichen Staatengemeinschaft hätte man sich jedoch mehr erwarten können; und viel hätte auch nicht gesagt werden müssen, außer: "Dieser Mann muss weg!".