Kurz nach Wahlschluss in Deutschland haben Stimmen aus der Wirtschaft eine rasche Regierungsbildung gefordert. "Jetzt geht es darum, aus einem nicht einfachen Wahlergebnis eine zukunftsorientierte handlungsfähige und reformorientierte Bundesregierung zu bilden", sagt der Bundesgeschäftsführer des Mittelstandsverbandes BVMW, Markus Jerger, der Nachrichtenagentur Reuters. "Sicher ist, der Mittelstand braucht ab sofort vor allem Planungssicherheit."

Der Wirtschaftsstandort Deutschland könne sich nicht schon wieder eine Regierungsbildung leisten, "die sich zäh über Monate hinschleppt". Die neue Bundesregierung müsse die zentralen Themen für die Zukunft des Landes definieren und dem Mittelstand als Garant für Innovation, Wachstum und Beschäftigung die notwendige Priorität einräumen.

Der Außenhandelsverband BGA sieht im Wahlausgang ein klares Signal gegen ein Links-Bündnis. "Jetzt müssen die Gewählten einen Kompromiss finden und ein Bündnis schmieden, dass die überfälligen Weichenstellungen entschlossen angeht", sagte BGA-Präsident Anton Börner zu Reuters. "Dabei geht es uns in der Wirtschaft um die Bekämpfung des Klimawandels mit Tempo und Augenmaß." Auch eine Modernisierung des Wirtschaftsstandortes durch eine Reform der Unternehmensbesteuerung, den gezielten Abbau von Bürokratie und mehr Digitalisierung sei notwendig. "Und wir brauchen eine Bundesregierung, die sich entschlossen für offene Märkte, den weltweiten Freihandel und eine Stärkung der Europäischen Gemeinschaft einsetzt", sagte Börner.

Die Familienunternehmer fordern den Verzicht auf Steuererhöhungen. "Die zukünftigen Regierungsparteien müssen die richtigen wirtschaftspolitischen Weichen stellen, damit die deutschen Unternehmen auch morgen noch das Geld für Arbeitsplätze und Steuern erwirtschaften", sagte der Präsident des Verbandes "Die Familienunternehmer", Reinhold von Eben-Worlee. Selbstverständliche Themen wie Klimaschutz und Digitalisierung könnten nur angepackt werden, wenn die deutschen Betriebe wieder international wettbewerbsfähiger werden. "Und das werden sie nicht durch Steuererhöhungen wie beispielsweise eine Vermögensteuer und eine verschärfte Erbschaftsteuer", sagte von Eben-Worlee. Unternehmen müssen investieren können, denn sie stünden vor enormen Herausforderungen und zahlten bereits hohe Steuern, Sozialabgaben und Strompreise.

Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), der Österreicher Gabriel Felbermayr, erwartet unterdessen keine extremen Schwenk in der deutschen Wirtschaftspolitik. "Es wird vermutlich nicht für eine rot-rot-grüne Koalition reichen, damit ist nicht mit einer extremen Umstrukturierung der Wirtschaftspolitik in Deutschland zu rechnen", sagt der Ökonom der Nachrichtenagentur Reuters. "Aus wirtschaftlicher Sicht, ist dies zunächst eine gute Nachricht." Deutschland stehe nun aber eine schwierige Regierungsbildung ins Haus, die sich über Monate ziehen könnte.