Für solche Momente der Exklusivität muss man im Vatikan üblicherweise eine hohe vierstellige Summe berappen - oder einen Kardinal mit verbriefter Papst-Nähe als Türöffner haben. Die bunten Wächter der Schweizer Garde schlagen die Hacken zusammen und salutieren, als sie Christoph Schönborn erblicken. Heiterer Wortwechsel auf Alemannisch. Der letzte Bulk an Touristen hat soeben die Sixtinische Kapelle verlassen, jetzt gehört sie der österreichischen Abordnung ganz allein. Der Wiener Erzbischof löst sich aus der Journalistengruppe und hält vor dem Altar und dem Jüngsten Gericht Michelangelos minutenlang inne. Man spürt die Ergriffenheit. Eben noch hat der 78-Jährige in Erinnerung gerufen, wo in der berühmtesten Kapelle der Welt er bei der Wahl von Papst Franziskus gesessen sei, wo das Ofenrohr angebracht war, wie der Ort elektronisch abgedichtet worden sei und wie man das Ergebnis auf dem Zettel zwei Mal stumm weitergereicht und erst aus dem Munde des dritten Augenzeugen laut ausgerufen habe, ohne Excel-Liste notabene.