Die Ukraine ist nach den Worten des ehemaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew Teil von "Großrussland". Dem Westen missfalle die Unabhängigkeit Russlands und Chinas und werde daher in den kommenden Jahrzehnten versuchen, Russland in kleinere und schwächere Staaten aufzuteilen, sagte Medwedew in einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.

Unterdessen gab Russland bekannt, dass es den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin ignorieren würde.

Er sehe auch keine Aussichten für eine Wiederbelebung der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen in naher Zukunft. "Ich glaube, dass sich die Situation früher oder später stabilisieren und die Kommunikation wieder aufgenommen werden wird, aber ich hoffe aufrichtig, dass bis dahin ein großer Teil dieser Leute (westliche Führer) im Ruhestand sein wird und einige tot sein werden", sagte Medwedew. Jeder Versuch eines Landes, Präsident Wladimir Putin aufgrund eines Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs festzunehmen, werde von Russland als Kriegserklärung betrachtet. Er sprach auch davon, dass Russland bei einer möglichen Festnahme in Deutschland Raketen auf den Bundestag und das Kanzleramt abfeuern werde, drohte der Ex-Präsident. Moskau erkennt den Gerichtshof in Den Haag nicht an.

Russland will 1500 Panzer herstellen, Experten zweifeln

Laut dem Interview will Russland in diesem Jahr 1.500 Panzer für den Krieg gegen die Ukraine produzieren. "Der militärisch-industrielle Komplex ist heiß gelaufen", sagte Medwedew, der heute Vizechef des Nationalen Sicherheitsrates ist. Die Mehrheit der Rüstungsbetriebe arbeite im Drei-Schichten-System. Experten bezweifeln, dass sein Land solche Mengen herstellen kann. Die derzeitige Produktionskapazität wird auf 250 Panzer pro Jahr geschätzt.

Der Westen versuche zwar, Russland von wichtigen Bauteilen abzuschneiden und behaupte, dem Land würden die Artilleriegeschosse, Panzer und Raketen ausgehen. "Dabei stellen wir allein 1.500 Panzer in diesem Jahr her", behauptete der Ex-Präsident. Noch im Februar hatte Medwedew, der im Sicherheitsrat auch für die Rüstungsindustrie zuständig ist, beim Besuch einer Fabrik von Bau und Modernisierung Tausender Panzer gesprochen.

Zu wenig Personal

Doch die russischen Rüstungsbetriebe finden früheren Medienberichten zufolge nicht ausreichend qualifiziertes Personal. Stattdessen werde vor allem auf Instandsetzung von Panzer-Altbeständen gesetzt. Seit Sommer 2022 habe Russland etwa 800 alte T-62-Panzer einsatzbereit gemacht, meldete das Britische Verteidigungsministerium Anfang März.

Medwedew sagte nun auch, dass Russland zwar eigene Drohnen produziere. Es fehle bisher aber an großen Kampfdrohnen, für die es bald eine eigene Produktion geben werde. Das Interview veröffentlichte Medwedew selbst in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram.

Medwedew betonte zudem, dass Russland westlichen Waffen ebenbürtige oder bessere Rüstungsgüter habe. "Das Wichtigste ist jetzt, das alles in den notwendigen Mengen herzustellen, und dafür müssen noch neue Produktionen gestartet werden." Vor allem aber gewährleisteten die strategischen Atomwaffen Russlands Schutz. "Wenn es das nicht gäbe, hätten sie uns schon in Stücke zerrissen."