"Diese Generation will eine andere Zukunft und sie kämpft dafür", ist sich Helga Ruscka sicher. Die Grazer Ärztin und Künstlerin hat jüngst mit ihrem Sohn Verwandte im Iran besucht. "Ich habe mit jungen Leuten gesprochen, die an Demonstrationen teilgenommen haben. Sie wussten um die Konsequenzen. Doch sie sehen keine andere Chance auf ein freies Leben. Dieser Mut hat mich sehr beeindruckt", meint Ruschka.

500 Tote, 30.000 Festnahmen, vier Hinrichtungen, zudem Berichte vom harten Durchgreifen der Revolutionsgarden: Das ist die traurige Bilanz der Protestbewegung im Iran. Seit Monaten gehen die Menschen auf die Straße, um gegen das Regime zu protestieren.

Auslöser der Demonstrationen war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini am 16. September nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strikte Kleiderordnung, die Frauen vor allem das Tragen einer Kopfbedeckung vorschreibt. Die Proteste gegen die repressive Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem stürzten die politische Führung in eine der schwersten Krisen seit Jahrzehnten. Unabhängige Berichte über die Lage im Land gibt es kaum.