Zunächst war es nur ein Raunen zwischen dem Bahnpersonal im ICE von Mannheim nach Hamburg. Dann kam vor dem Bahnhof Bochum über Bordlautsprecher die offizielle Durchsage: "Der Bahnverkehr von und nach Hamburg ist vorerst eingestellt." Was viele zunächst für einen schlechten Scherz hielten, war Wirklichkeit: Mehr als drei Stunden ruhte der Bahnverkehr im Norden Deutschlands. Das war am Samstag. Am Montag teilte die Polizei in Bochum mit, sie gehe von einer "politisch motivierten Tat aus". Noch deutlicher äußerte sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP: Seit Beginn des Ukraine-Krieges "sind die Infrastrukturen ins Visier vieler Täter geraten", sagte er. Der Staatsschutz ermittelt. Offiziell in alle Richtungen.
Zwar halten sich die Ermittler noch bedeckt. Dieses Mal lässt das Vorgehen jedoch Insiderwissen und eine größere logistische Planung vermuten. So wurde zunächst ein Glasfaserkabel im nordrhein-westfälischen Herne durchgetrennt, es lag verborgen in einem Schacht, den eigentlich nur das Wartungspersonal kennt. Vier Stunden später wurde in Berlin-Hohenschönhausen ein weiteres Kabel gekappt, das als Back-up funktionierte. Damit war der gesamte interne Funkverkehr der Deutschen Bahn für Norddeutschland lahmgelegt.