Auf einem Gelände im Südwesten der kroatischen Hauptstadt Zagreb ist in der Nacht ein unbekanntes Flugobjekt abgestürzt. Es dürfte sich um eine Afklärungsdrohne russischer Bauart handeln, die im Dienste der Ukraine stand. Die Ukraine streitet jedoch ab, dass es sich um ihre Drohne handelt.

Der Absturz geschah gegen 23 Uhr, nur rund 200 Meter von einem Studentenheim entfernt. Das unbemannte Flugobjekt (UAV) hinterließ einen drei Meter breiten und einen Meter tiefen Krater, rundum waren Wrackteile verstreut. Auch einige abgestellte Fahrzeuge wurden beschädigt. Anhand der vorgefundenen Teile mit kyrillischer Aufschrift wurde das Objekt als eine Drohne des Typs Tupulew Tu-141 "Strizh" identifiziert. Dabei handelt es sich um ein UAV russischer Bauart aus den 1970er-Jahren. Nun gibt es Spekulationen darüber, dass die Uralt-Drohne im Krieg in der Ukraine eingesetzt war und sich bis nach Kroatien verirrt habe. Dort dürfte sie aufgrund von Treibstoffmangel abgestürzt sein.

Wrackteile an der Absturzstelle
Wrackteile an der Absturzstelle © Screenshot/Twitter

Kam aus Ungarn

Offiziellen Informationen der kroatischen Regierung zufolge war das unbemannte militärische Flugobjekt mit einer Geschwindigkeit von 700 km/h von Ungarn kommend in den kroatischen Luftraum eingedrungen. Es befand sich in einer Flughöhe von 1300 Metern. Nun würden Untersuchungen der Kriminal- und der Militärpolizei eingeleitet, hieß es in einer Mitteilung. Außerdem kündigte die Regierung weitere Maßnahmen betreffend das Sicherheits- und Verteidigungsystem sowie der Kooperation mit der Nato an. "Wir haben auch die ukrainische Seite kontaktiert, um zu erfahren, ob sie über Informationen darüber verfügt, wie das Flugzeug Zagreb erreicht hat", sagte der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenkovic am Rande des EU-Sondergipfels.

Auf Bäumen in der Nähe der Absturzstelle wurden auch zwei Fallschirme gefunden. Drohnen dieses Typs benützen Fallschirme, um möglichst unbeschadet wieder zu Boden zu kommen. Die Ukraine verwendete die 14 Meter langen und sechs Tonnen schweren "Tu-141"-Aufklärungsdrohnen nach der russischen Besetzung der Krim. Die russische Armee behauptet, über der Krim ebenfalls eine solche Drohne abgeschossen zu haben und dokumentierte das auch mit einem Foto.

Experten des österreichischen Bundesheers halten diese Version für plausibel. Demnach dürfte die in Zagreb abgestürzte Drohne von der Militärbasis Rauhovka nahe Odessa aus gestartet sein.

Am Nachmittag äußerte sich auch das ukrainische Verteidigungsministerium dazu. "Diese Drohne hatte keine ukrainische Markierungen, sondern rote Sterne. Das ist keine ukrainische Drohne", sagte Markiyan Lubkivsky, Berater des Verteidigungsministerium. Er bat die "kroatischen Partner" um rasche Aufklärung des Vorfalles.

Unbemerkter Irrflug

Rätselhaft bleibt jedenfalls, wie das Fluggerät auf seiner Strecke von rund 1000 Kilometern unbemerkt den Luftraum von zumindest vier Ländern, davon drei Nato-Staaten, durchqueren konnte.

Die Tu-141 "Strizh", hier als Museumsstück
Die Tu-141 "Strizh", hier als Museumsstück © Wikimedia/Bernhard Gröhl

Von der Zagreber Polizei hieß es, dass sich gegen 23 Uhr mehrere Zeugen gemeldet haben, die eine Detonation im Bereich Jarun wahrgenommen hätten, nachdem zuvor etwas vom Himmel gefallen sei. Verletzt wurde niemand. Die Absturzstelle, die in einem beliebten Naherholungsgebiet liegt, wurde von den Behörden weiträumig abgesperrt.