Als um 7 Uhr morgens die Wahllokale in Neukaledonien öffneten, standen die Zeichen bereits auf Sturm –  in jeder Hinsicht. Tatsächlich braute sich über den paradiesischen Inseln, die 20.000 Kilometer von Paris und 1500 Kilometer östlich von Australien im Pazifik liegen, ein tropisches Sturmtief zusammen. Doch noch deutlich heftiger war die Verärgerung der Kanaken. Letzteres ist der Name der indigenen Bevölkerung Neukaledoniens, die traditionell eher für die Unabhängigkeit vom Mutterland Frankreich ist, während der französisch-stämmige Teil meist dagegen ist. Im ersten Referendum 2018 stimmten noch 57 Prozent der Wahlberechtigten für den Verbleib bei Frankreich, zwei Jahre später – beim zweiten Referendum – rutschte diese Zahl jedoch bereits auf 53 Prozent ab.