Der Umzug in die Gouverneursvilla in Albany hat bereits stattgefunden. Und die neue starke Frau im Haus – Gouverneurin Kathy Hochul – versprach auch gleich einen Tapetenwechsel: „Am Ende meiner Amtszeit, wann immer das sein wird, wird niemand meine Regierung als toxische Arbeitsatmosphäre beschreiben.“


Genau das wurde nämlich ihrem Vorgänger vorgeworfen: Andrew Cuomo ist nach zehn Jahren im Amt zurückgetreten, nachdem eine offizielle Untersuchung zum Schluss gekommen war, dass er mehrere Frauen sexuell belästigt habe. In dem abschließenden Untersuchungsbericht zu Cuomos Amtsführung war wörtlich von einem „Klima der Angst“ die Rede gewesen.


Nun springt seine 62-jährige langjährige Stellvertreterin – ebenfalls eine Demokratin – für den gefallenen Gouverneur in die Bresche und schreibt damit Geschichte: Als erste Gouverneurin sitzt sie nun im Chefsessel des Bundesstaats New York mit 20 Millionen Einwohnern und der gleichnamigen Ostküstenmetropole. Obwohl ihr Vorgänger sie ins Amt holte, betont Hochul nun bei jeder Gelegenheit, dass man sich stets uneinig gewesen sei.


Die Juristin stammt aus Hamburg, einer US-Kleinstadt. Anders als in der deutlich linken Metropole New York ist die Region am Eriesee konservativ geprägt. Die Tochter einer eingewanderten Stahlarbeiterfamilie aus Irland ging mit 35 Jahren in die Politik und vertrat ursprünglich eher auch konservative Werte. So trat die Mutter zweier Kinder etwa dagegen ein, dass illegale Einwanderer den Führerschein machen können, der auch als Ausweis gilt. Erst auf dem Beifahrersitz von Andrew Cuomo änderte sich ihre Haltung. Sie habe eben dazugelernt, erklärt Hochul nun oft. Ob die Wähler ihr das abnehmen, wird sich 2022 zeigen. Dann nämlich stehen die nächsten Gouverneurswahlen in New York an. Und dann wird sich wohl auch zeigen, ob sie es schafft, den dunklen Schatten von Cuomos Amtszeit loszuwerden.