Auf Deutsch, mit dezentem Wiener Einschlag, sprach ein neu gewählter Abgeordneter im schottischen Parlament seinen Amtseid. "Ich, Angus Robertson, gelobe feierlich, aufrichtig und wahrhaftig, loyal zu sein und Ihrer Majestät, Königin Elizabeth, ihren Erben und Nachfolgern gewissenhaft die Treue zu halten", sagte der Politiker der Regierungspartei SNP in Edinburgh. Der 51-Jährige hat eine deutsche Mutter und spricht fließend Deutsch. Zehn Jahre lang lebte Robertson außerdem in Wien, wo er unter anderem als Journalist für die BBC arbeitete wie auch für den damaligen ORF-Hörfunksender Blue Danube Radio. Vor seinem Amtseid auf Deutsch hatte Robertson den Schwur bereits auf Englisch geleistet.

Identitäten

Der frühere Fraktionsvorsitzende der Schottischen Nationalpartei (SNP) im britischen Parlament hatte bei der Abstimmung am 6. Mai als Direktkandidat den Wahlbezirk Edinburgh Central in der schottischen Hauptstadt gewonnen. Dort leben besonders viele EU-Bürger, die in Schottland Wahlrecht haben. Die SNP tritt für die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich sowie die Rückkehr in die EU ein. Bei der Wahl erhielt die SNP mit Abstand die meisten Stimmen, verfehlte die absolute Mehrheit aber knapp.  Die Charakterisierung als „schottischer Nationalist“ lehnt Angus Robertson entschieden ab. Er habe, wie viele Schotten, eine regionale und gleichzeitig eine europäische Identität.

Robertson gilt in der SNP als Partei-Stratege. Der Vertraute Sturgeons hat vor allem Brexit-Gegner im Bildungsbürgertum als potenzielle Unterstützer ausgemacht. "Gebildet, vernetzt und ökonomisch erfolgreich", das sei eine der Zielgruppen, die es zu vertreten gelte, sagt Robertson. Diese Gruppe stand der Abspaltung bisher eher skeptisch gegenüber. Hier zeige sich bereits ein deutlicher Trend zur SNP und zur Unabhängigkeit. Die Unbeliebtheit Johnsons in Schottland helfe dabei natürlich, sagte Robertson kürzlich der dpa. Auf der anderen Seite gebe es Brexit-Befürworter, die zwar grundsätzlich im Vereinigten Königreich bleiben wollten, aber sich von London nichts vorschreiben ließen - und allein deshalb ein zweites Referendum unterstützen könnten.

In einem harschen Brief an den deutschen ZAW - den Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft -  beschwerte sich Robertson einmal heftig darüber, dass die Schotten in Deutschland in der Werbebranche so häufig für den Geiz herhalten müssten und als Mäc Geiz, Mc Paper oder Mc Fit ein Role Model wären, was absolut rassistisch wäre.