Der Preis für ihren Kampf ist hoch: 1001 Tage, also fast drei Jahre lang, saß die saudi-arabische Frauenrechtsaktivistin Lujain al-Hathlul in Haft, bevor sie schließlich im Februar 2021 in den Hausarrest entlassen wurde. Sie sprach von Folter, sexueller Belästigung, trat in den Hungerstreik, weil ihr der regelmäßige Besuch ihrer Eltern verweigert wurde. All das für eine vermeintliche Selbstverständlichkeit: als Frau mit dem Auto fahren zu dürfen.


Ihre illegalen Autofahrten machten sie zu einer der bekanntesten Aktivistinnen in der streng islamischen Monarchie – und brachten sie auch ins Gefängnis. Im Mai 2018 wurde sie festgenommen und verurteilt – nur wenige Wochen bevor das Fahrverbot für Frauen schließlich aufgehoben wurde. Al-Hathlul habe versucht, die öffentliche Ordnung in Saudi-Arabien zu stören, lautete der Vorwurf. Die Staatsanwaltschaft hatte sogar die Höchststrafe von 20 Jahren Haft gefordert. Geworden sind es schließlich drei.


Zum Schweigen brachte dies die heute 31-Jährige nicht: Die Aktivistin wurde hinter Gittern zur Ikone der saudischen Frauenrechtsbewegung und zweimal für den Friedensnobelpreis nominiert. Nun wurde sie mit dem Václav-Havel-Menschenrechtspreis des Europarates gewürdigt. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert und nach dem verstorbenen Bürgerrechtler und früheren Präsidenten der Tschechischen Republik benannt.
Vor zwei Monaten wurde die Frauenrechtlerin aus der Haft entlassen, von einer wirklichen Freilassung kann jedoch nicht die Rede sein. Da al-Hathlul unter Bewährung steht, kann sie für das kleinste Vergehen erneut verhaftet werden. Zudem darf sie das Land fünf Jahre lang nicht verlassen. Dass sie ihre Stimme für ihre Sache erhebt, ohne eine Festnahme zu riskieren, ist kaum mehr möglich. Deshalb nahm auch ihre Schwester den Preis an ihrer Stelle entgegen. Die Aktivistin solle nun endgültig zum Schweigen gebracht werden, betont auch die Hilfsorganisation Amnesty International.