Vielleicht ist es ja nur eine Mär, aber er soll in Portugal sogar beliebter sein als Weltfußballer Cristiano Ronaldo.Dass er jetzt bei der Präsidentschaftswahl mit 61 Prozent der Stimmen einen Kantersieg einfuhr, passt ins Bild: Marcelo Rebelo de Sousa sicherte sich locker im ersten Wahlgang seine zweite Amtszeit als portugiesischer Präsident.

Der 72 Jahre alte Konservative holte trotz der Coronapandemie, die den Staat in Südwesteuropa mittlerweile gewaltig beutelt, neun Prozentpunkte mehr als bei seinem ersten Sieg vor fünf Jahren. Die Wahlbeteiligung sank allerdings auf 40 Prozent.

Viele Portugiesen nennen ihren schlaksigen, sportlichen Präsidenten meist nur bei seinem Vornamen, Marcelo, oder einfach "der Professor". Der Intellektuelle gilt als volksnah. Er lebt nicht in der Präsidentenresidenz in Lissabon, sondern in seiner alten Wohnung im nahen Cascais. Die malerische Stadt liegt an einer sandigen Bucht des Atlantik und de Sousa ist ein leidenschaftlicher Schwimmer und surft auch gern.

Als Staatsoberhaupt hat de Sousa in Portugal relativ viel Macht. Der Präsident kann sowohl sein Veto gegen Gesetze einlegen als auch das Parlament auflösen und Neuwahlen ausrufen. Der ehemalige Jus-Professor, TV-Kommentator und Mitgründer der Wochenzeitung „Expresso“ hat einen guten Draht zu den Linken, besonders zu Premier António Costa, der an der Universität Lissabon sein Student war. De Sousa legt Wert auf politische Stabilität im Land.

Der Katholik trat mehrmals beherzt als Helfer in Erscheinung, einmal teilte er sein Essen mit Obdachlosen, vergangenen August stürzte er sich an der Algarve spontan ins Meer, um bei der Rettung zweier Frauen zu helfen, die mit ihrem Kajak in Not geraten waren. Einige Monate vorher kursierte ein Foto, auf dem zu sehen war, wie er sich in himmelblauer Badehose, mit Schlabberpulli und mit Maske an der Supermarktkasse anstellt. Der 72-Jährige liebt nicht nur sein morgendliches Bad im Atlantik, er genießt auch das Bad in der Menge.

De Sousa besuchte 2018 auch die Salzburger Festspiele
De Sousa besuchte 2018 auch die Salzburger Festspiele © APA/FRANZ NEUMAYR