Mit so großer Spannung wurde schon lange kein Urteil des Österreichischen Verfassungsgerichtshofs erwartet. Am Donnerstag verhandelt das Höchstgericht in Wien öffentlich darüber, ob das Verbot der aktiven Sterbehilfe in Österreich aufgehoben werden soll.

Der Widerstand von Ärzten und Kirchen gegen eine Aufweichung ist freilich groß. Vor allem katholische Gegner der Sterbehilfe dürften sich nun auch durch ein am Dienstag veröffentlichtes Dokument des Vatikan bestärkt fühlen. In ihrem Schreiben bekräftigt die römische Glaubenskongregation das ethische Verbot von aktiver Sterbehilfe und assistiertem Suizid. Euthanasie sei ein "Verbrechen gegen das menschliche Leben", ein "in sich böser Akt, in jeder Situation und unter allen Umständen", heißt es darin.

Frage nach der Moral

Um das zu verdeutlichen, will die Glaubenskongregation Patienten, die durch Sterbehilfe oder assistierten Suizid sterben wollen, die Sterbesakramente, Kommunion Salbung und Beichte versagen. Jeder, der sich "für diesen schweren unmoralischen Akt" entschieden habe und an der Entscheidung festhalte, könne die Sakramente nicht erhalten, heißt in den Richtlinien. Ausnahmen könne es geben, wenn ein Priester überzeugt sei, dass die sterbende Person ihre Meinung geändert habe. Auch wenn der Patient bewusstlos sei und man Reue annehmen könne, dürfe er die Sakramente erhalten. Zugleich wendet sich die Vatikan-Behörde gegen einen "unverhältnismäßigen und entmenschlichenden Einsatz von Technologien", in den kritischen Phasen des Lebens.

Das 23 Seiten umfassende Schreiben auf Italienisch trägt laut Kathpress den Titel "Samaritanus bonus" (Der barmherzige Samariter). Lebensverkürzende Maßnahmen seien Zeichen einer "Wegwerfkultur" und keine Lösungen für die Probleme todkranker Patienten, heißt es in dem als "Brief" bezeichneten Dokument, das die Unterschriften von Glaubenspräfekt Kardinal Luis Ladaria Ferrer und dem Sekretär der Kongregation, Erzbischof Giacomo Morandi, trägt. Das Schreiben betont die nicht ablegbare Würde des Menschenlebens "auch in seinen extremen Phasen des Leidens und Todes".

Hinter dem Wunsch, Schwerkranker nach einer Beendigung ihres Lebens stehe fast immer der Ruf nach Hilfe und Liebe. Die Antwort darauf müsse in Beistand und Zuneigung liegen.