Sie legt sich gern mit den Großen an. Jetzt will sie die mächtige US-Waffenlobby NRA (National Rifle Association) auflösen. Auch wenn Letitia James New Yorks Generalstaatsanwältin ist, erinnert der Kampf doch an David gegen Goliath. Denn die NRA ist die stärkste Stimme der Waffenlobby in den USA – in einem Land, wo es mehr Waffen als Einwohner gibt. 40 Prozent der weltweiten Waffen gehören Amerikanern. Die NRA ist außerdem potent und sponserte etwa Donald Trumps Wahlkampf mit 30 Millionen Dollar.

Doch nach eineinhalb Jahren Ermittlungen hat Letitia James nun eine 164-seitige Anklageschrift vorgelegt, in der mehreren Führungskräften der NRA Veruntreuung der Organisationsgelder im großen Stil vorgeworfen wird: Speziell NRA-Chef Wayne LePierre habe die Waffenlobby als Selbstbedienungsladen gesehen, erklärte die Generalstaatsanwältin.

Gier

Mit NRA-Geldern sei er privat mehrmals im Jahr in die Karibik gejettet, habe Luxusjachten gechartert oder Safaris in Afrika bezahlt. „Der Einfluss der NRA ist so mächtig, dass sich die Organisation über Jahrzehnte jeder Kontrolle entzog, während Führungsvertreter Millionen in ihre eigenen Taschen umgeleitet haben“, erklärte die Generalstaatsanwältin. „Wir ersuchen eine Auflösung der NRA, weil keine Organisation über dem Gesetz steht“, setzte die 61-Jährige nach.

Letitia James ist eine Kämpfernatur. Sie wuchs in der Bronx auf, studierte an der Howard University in Washington Jus, trat der Demokratischen Partei bei und arbeitete im Stab des ehemaligen New Yorker Gouverneurs Mario Cuomo, Vater des aktuellen Gouverneurs Andrew Cuomo. Seit 2019 ist sie Generalstaatsanwältin im Bundesstaat New York.

Ölkonzern

Einen Rechtsstreit lieferte sich Letitia James bereits mit dem Ölkonzern Exxon um angebliche Falschangaben zum Klimawandel. Den verlor sie zwar, dennoch gab sie sich unbeirrt: „Durch das Verfahren hinweg haben wir gezeigt, dass Exxon grundlegend falsche Darstellungen gemacht hat.“