Es war der erste Countdown auf Arabisch, als die letzten zehn Sekunden vor dem Start auf den Burj Khalifa projiziert wurden, mit 830 Metern das höchste Gebäude der Welt und das Wahrzeichen von Dubai.

Im Weltraumzentrum der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) brandete Applaus auf, die Anspannung wich aus den Gesichtern, nachdem in der Nacht zu Montag auf der südjapanischen Insel Tanegashima die Trägerrakete ohne Probleme abgehoben hatte. Mehrmals musste der Start wegen schlechten Wetters verschoben werden. Nun ist die erste arabische Raumsonde „Al-Amal“, zu deutsch „Hoffnung“, sieben Monate lang im All unterwegs. Wenn alles klappt, erreicht sie im Februar 2021 den Mars, um Atmosphäre und Klima des Roten Planeten zu erforschen. „Jahre harter Arbeit und Anstrengung haben sich in großartiger Weise ausgezahlt”, jubelte der emiratische Botschafter in den USA, Yousef al-Otaiba.

Aufrüsten für die Zeit nach dem Öl

Seit gut 15 Jahren investieren die superreichen Scheichtümer in die Raumfahrt, um ihr Land zu einem globalen Wissenschaftsstandort auszubauen und für die Zeit nach dem Öl zu rüsten. Die Marspläne mit einer selbstgebauten Raumsonde machte Abu Dhabi erstmals 2014 öffentlich, was damals sogar die eigenen Bürger überraschte. In Zusammenarbeit mit drei amerikanischen Universitäten entwickelten die heimischen Ingenieure ihr erstes, eigenes Himmelsgefährt, das etwa die Größe eines Geländewagens hat. Im letzten Jahr schickte der superreiche Ölstaat mit Hazza al-Mansouri einen eigenen Astronauten zur internationalen Raumstation ISS. Er startete mit zwei Kollegen vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur aus und blieb eine Woche oben. In spätestens hundert Jahren wollen die Emirate selbst auf dem Mars eine feste Raumstation errichten.

Im Dezember 2021 feiern die VAE den 50. Jahrestag ihrer Staatsgründung. Ein halbes Jahrhundert nach der Unabhängigkeit 1971 wäre eine erfolgreiche Marsmission die Krönung des kometenhaften Aufstiegs der ölreichen Golfnationen von verschlafenen Perlenfischerorten zu Global Playern. Vor allem Dubai entwickelte sich mit 16 Millionen Besucher pro Jahr zu einem internationalen Touristenmagnet. Sein Hafen ist der größte Warenumschlagplatz der Region, sein Flughafen das wichtigste Drehkreuz zwischen China, Asien und Europa. Zusammen mit der britischen „Virgin Galactic“ will das kleine Übermorgenland als Nächstes einen „Raumhafen“ bauen, um Touristenflüge ins All anzubieten.

Megaprojekte

Gleichzeitig spiegelt sich in solch spektakulären Megaprojekten auch die Rivalität der Golfstaaten untereinander. Qatar spielt mit der Fußball-WM 2022 erstmals eine Hauptrolle auf der sportlichen Weltbühne. Saudi-Arabien plant im Westen des Landes an der Grenze zu Jordanien die 500-Milliarden-Dollar Megacity NEOM mit Robotern, fliegenden Taxis und künstlichem Regen.

Mit ihrer Marsmission allerdings stehen die VAE in diesem Jahr international nicht alleine. Auch China und die USA planen das Zeitfenster im Sommer zu nutzen. Denn nur alle 26 Monate kommen sich Mars und Erde so nahe, dass Flüge zwischen den Planeten mit relativ wenig Aufwand möglich sind. Anders als die Emirate aber wollen Peking und Washington den Mars nicht nur umkreisen, sondern mit Roboterfahrzeugen auf seiner Oberfläche landen, um Proben zu nehmen und nach Spuren von Leben zu suchen.