Der EU-Austritt Großbritanniens hat bei der Parlamentswahl in Irland so gut wie keine Rolle gespielt. Das ergab eine Nachwahlbefragung im Auftrag mehrerer irischer Medien. Nur ein Prozent der Wähler gab demnach an, der Brexit habe ihre Entscheidung beeinflusst, berichtete der irische Rundfunksender RTE am Sonntag.

Mit einem belastbaren Ergebnis der Wahl vom Samstag wurde erst am Sonntagnachmittag gerechnet. Den Wählern am wichtigsten waren die Themen Gesundheit, Wohnen und Pension. Profitiert hat davon vor allem die linksgerichtete Sinn Fein unter der Führung von Parteichefin Mary Lou McDonald. Sie lag der Befragung zufolge mit rund 22 Prozent Kopf an Kopf mit den beiden etablierten bürgerlichen Parteien Fine Gael von Premierminister Leo Varadkar und Fianna Fail von Oppositionsführer Micheal Martin.

Damit zeichnete sich eine schwierige Regierungsbildung ab. Varadkar hatte sich im Wahlkampf stark auf den Brexit konzentriert. Er führt bisher eine Minderheitsregierung an, die von Fianna Fail geduldet wird. Ob es für eine Neuauflage dieser Zusammenarbeit oder für ein Bündnis unter umgekehrten Vorzeichen reicht, muss sich erst zeigen. Eine Koalition mit Sinn Fein haben beide bürgerlichen Parteien ausgeschlossen.

Sinn Fein war vom eigenen Erfolg überrascht. Bei der vergangenen Wahl 2016 hatte sie lediglich rund 14 Prozent der Stimmen erreicht. Die Partei stellte insgesamt nur 42 Kandidaten für das Parlament mit 160 Abgeordneten auf. Sinn Fein galt früher als politischer Arm der Untergrundorganisation IRA und fordert eine Wiedervereinigung des britischen Landesteils Nordirland mit der Republik Irland.

Als einzige Partei tritt sie in beiden Teilen Irlands an. Eine Regierung unter der Führung Sinn Feins gilt als extrem unwahrscheinlich.